Bedeutung von Proof bei Spirituosen
Alkoholhaltige Getränke müssen einen Aufdruck auf der Flasche haben, wie hoch der Anteil des Alkohols ist. Auf vielen Flaschen steht sowas wie. „40% Alc./Vol“. Umgangssprachlich sagt man: „Der Schnaps hat 40%“. Doch auf was beziehen sich die 40%?
Diese 40% beziehen sich ausschließlich auf das Volumen, nicht auf das Gewicht. Bei dem bereits erwähnten Beispiel „40% Alc./Vol.“ würde das für eine 1L Flasche bedeuten, dass 400ml des Flascheninhalts purer (100%iger) Alkohol sind. Dieser eine Liter Schnaps wiegt jedoch nicht 1kg, da die verschiedenen Inhaltsstoffe (z.B. Alkohol, Kräuter, Zucker) eine andere Dichte als Wasser haben (1L reiner Alkohol wiegt 0,79kg). Das heißt, anhand des Gewichtes lässt sich nicht feststellen, wie viel Alkohol (Ethanol) sich in einer Flasche befindet. Daher bezieht sich die Prozentangabe auf den Flaschen immer auf das Volumen und niemals auf das Gewicht. Der korrekte Ausdruck lautet: „Der Volumenanteil beträgt 40% Alkohol“. Daher steht auf den Flaschen immer sowas wie „% Alc./Vol“ oder „Vol-% Alc.“. Dies ist in der Lebensmittelinformationsverordnung geregelt und wird Volumenprozent genannt.
Diese Angabe muss auf allen Getränken mit mehr als 1,2 Volumenprozent stehen. Doch diese Regelung gilt nur in der EU (EU-Verordnung 1169/2011). Heutzutage wird in allen Ländern der Alkoholgehalt in Volumenprozent angegeben. Dennoch gibt es einige Produkte deren Alkoholgehalt nach alten Regularien angegeben wird.
Auf sehr vielen Spirituosen aus den USA findet man noch Angaben, wie „100 Proof“.
„Proof“ ist eine Maßeinheit und gibt an wie viel Ethanol (zum Trinken geeigneter Alkohol) in einem Getränk sind. Dabei handelt es sich um eine alternative Angabe zum bereits erklärten Volumenprozent. Der in „Proof“ angegebene Wert muss durch zwei dividiert werden, um den Alkoholgehalt in Volumenprozent zu erhalten (100 Proof / 2 = 50% Alc./Vol.). Ein bekanntes Beispiel ist der Wild Turkey 101 Proof. Dieser hat der obigen Formel entsprechend 50,5% Alc./Vol. Noch eine andere Maßeinheit „Degrees Proof“ oder „Proof Spirits“ wurde bis 1980 im Vereinigten Königreich benutzt und ist ebenfalls heute noch auf bestimmten Produkten (besonders Whiskys) zu finden. „100 Degrees Proof“ entspricht 57,15% Alc./Vol. Diese krumme Zahl kommt zu Stande, da im 18. Jahrhundert die englischen Seefahrer ihre Rumrationen auf den Alkoholgehalt hin überprüft haben, um auf keinen Fall mit zu wässrigem Rum abgespeist zu werden. Dafür haben sie einen Becher Rum aus dem Fass abgefüllt und Schießpulver hinzugegeben. Anschließend wurde das Gemisch angezündet, wenn es gebrannt hat, war bewiesen (Proof), dass der Rum genügend Alkohol hat. Im 19. Jahrhundert wurde als Messgerät (siehe Bild) das Hydrometer von Sike (Sikes hydrometer) erfunden mit dem der Alkoholgehalt gemessen werden konnte. Damit wurde festgestellt, dass das Gemisch aus Schießpulver und Rum ab einem Alkoholgehalt von 57,15 Volumenprozent anfängt zu brennen.Das ist auch der Grund, warum noch heute sehr viele schottische Whiskys 57,1% Alc./Vol. oder 57,2% Alc./Vol. haben, was 100 Degrees Proof entspricht (in etwa das 1,75fache vom Volumenprozent).
Ein bekanntes Beispiel, der sogar noch den Namen trägt, ist der Bowmore 100 Degrees Proof.
Daran sieht man, dass sich in zu mindestens bei vielen Produkten der Alkoholgehalt seit vier Jahrhunderten nicht verändert hat und die damaligen Seemänner beim Schnaps feine und gute Geschmacksknospen hatten. Auch wenn in der heutigen Zeit mit Sicherheit durch moderne Herstellungsverfahren hochwertigerer Alkohol (reineres Ethanol) verwendet wird, der weniger Kopfschmerzen bereitet, haben einige Spirituosen seit dem 18. Jahrhundert keine gravierenden Veränderungen im Geschmack erfahren.