Der kubanische Rum-Stil


Wenn von Rum die Rede ist, führt das Gespräch fast zwangsläufig nach Kuba. Die karibische Insel kann man beim Zuckerrohr-Destillat kaum umschiffen, gehört sie doch schon seit langer Zeit zu den wichtigsten Exporteuren von Rum. Die zwei bekanntesten Welt-Marken der westlichen Hemisphäre Bacardi und Havana Club haben ihren Ursprung in Kuba und der Cuba Libre, als beliebtester Rum-Cocktail, führt einen direkt auf das karibische Eiland. Kuba steht für einen ganz eigenen Rum-Stil, der sich vom Jamaica-Stil und vom Französischen Stil unterscheidet. Doch was sind die Besonderheiten eines Rums im kubanischen Stil? Woher kommt Rum im kubanischen Stil und wie unterscheidet er sich von anderen Rum-Sorten?

Die Geburtsstunde des kubanischen Rum-Stils

Das Zuckerrohr brachten die Spanier mit in die neue Welt. In der Karibik ließ sich die Pflanze aus dem ostasiatischen Raum wesentlich besser kultivieren als in den gemäßigten und mediterranen Klimazonen Europas. Und das Luxusgut Zucker entwickelte sich zu einem der wichtigsten Exportgüter, während der vergorene Saft aus dem Zuckerrohr lange Zeit als Abfall oder allenfalls als Getränk der armen Leute galt. Die Destillation des Zuckerrohrsaftes setzte wohl erst im 18. Jahrhundert ein, um die Schiffsbesatzungen für die Überfahrten mit einem unverderblichen Getränk zu versorgen. Doch mit der Züchtung der Zuckerrübe geriet das Zuckerrohr im Laufe des 19. Jahrhunderts in eine Krise und die Produktion von Rum wurde wirtschaftlich immer bedeutsamer und lukrativer.

Der kubanische Rum-Stil ist eng mit Kuba verknüpft, da er dort seinen Ausgangspunkt nahm. Und diesen Stil hat im Wesentlichen Facundo Bacardi i Masso geprägt, ein spanischer Auswanderer, der 1830 mit seinen Brüdern in der spanischen Kolonie Kuba ankam. Er kaufte im Februar 1862 in Santiago de Cuba eine kleine Rum-Destillerie, verfeinerte den Destillationsprozess und sorgte für eine Filtration des Destillates. Sein weicher, milder sowie leichter Premium-Rum unterschied sich wesentlich von den herb-schweren bisherigen Rum-Qualitäten und begründeten den kubanischen Stil.

Vielfach wird der kubanische Stil auch als spanischer Stil bezeichnet, weil der Rum meist in spanischsprachigen Ländern produziert wird. Dies ist aber eher irreführend, denn inzwischen sind die unterschiedlichen Stile über Sprachgrenzen hinweg in zahlreichen Ländern anzutreffen, wozu wiederum die Geschichte von Bacardi einen bedeutsamen Anteil hat.

Fast 100 Jahre war Bacardi in Familienhand. Doch die politischen Umwälzungen nach der kubanischen Revolution führten nicht nur zur Enteignung der Familie Bacardi, sondern auch vieler anderer Brennereien, die Anfang der 1960er Jahre ausnahmslos verstaatlicht wurden. Wie die Familie Bacardi sind viele Inhaber und Eigentümer ausgewandert und haben den kubanischen Stil der Rum-Produktion mitgenommen. Allein Bacardi produziert Rum an 14 unterschiedlichen Standorten weltweit im kubanischen Stil. Neben Kuba treffen wir den kubanischen Rum-Stil auch in der Dominkanischen Republik, in Costa Rica, Nicaragua, Panama, Puerto Rico, Ecuador, Kolumbien und Venezuela an.

Merkmale des kubanischen Rum-Stils

Typisch für den kubanischen Rum ist die Produktion auf einer Column-Still Anlage. Die kontinuierliche Produktion war eine der großen Errungenschaften von Bacardi und anderen Pionieren der modernen Rum-Produktion. Der Rum gewann an Leichtigkeit und die Produktion war von gleichbleibender Qualität. Die Erfindung der Column-Still geht auf Aeneas Coffey und Robert Stein zurück und fand zuerst in der schottischen sowie irischen Whisky-Herstellung ihre Anwendung.

Wichtig für den  kubanischen Rum ist der Ausgangsstoff, der immer aus  Zuckerrohr-Melasse und niemals aus frischem Zuckerrohrsaft besteht. In diesem Punkt unterscheidet sich der kubanische vom französischen Stil deutlich.

Typisch für einen kubanischen Rum ist, dass dieser meist jung ist und als Basis für einen Longdrink oder Cocktail besonders geeignet ist. Daher ist Kuba vor allem für die weißen oder goldenen Rums bekannt. Diese jungen Rum-Sorten zeichnen sich durch eine gewisse Spritzigkeit mit feinen Zitrusnoten und einer leichten alkoholischen Schärfe aus. Die Qualität kubanischen Rums lässt sich anhand der folgenden Merkmale beurteilen:

  • Leichtigkeit – dies ist ein Mundgefühl – das Gegenteil ist schwer oder ölig
  • Süße – erkennen wir an der Nase und am Gaumen – das Gegenteil ist trocken
  • Süffig – angenehm zu trinken – das Gegenteil ist sprittig
  • Vollmundig – die Geschmacksknospen sind beschäftigt – das Gegenteil ist dünn & schwach
  • Mild – an Nase und am Gaumen bemerkbar – das Gegenteil ist streng & stark
  • Runder Geschmack – positiver Gesamteindruck – das Gegenteil ist ein jugendlicher, sprittiger Geschmack
  • Kurzer Abgang – Nachgeschmack im Mund – das Gegenteil ist ein langer Abgang

 

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