Dewar’s True Scotch Whisky – eine wahre Geschichte


Dewar’s Established 1846 im schottischen Städtchen Perth

John Dewar, am 6. Januar 1805 im schottischen Dull geboren, verließ 1826 mit 21 Jahren Aberfeldy.[1] Der junge Tischler kam mit seinem älteren Bruder nicht mehr zu Recht und machte sich daher auf den Weg nach Perth. Dort fand er bei dem entfernt verwandten Weinhändler Alex MacDonald einen Job. In der damaligen Provinzhauptstadt gab es reichlich Kneipen und noch mehr durstige Kehlen und so liefen die Geschäfte ganz ordentlich. MacDonald starb und John Dewar führte die Geschäfte mit dessen Witwe weiter und wurde 1837 schließlich Teilhaber. Mit bereits 40 Jahren kam John Dewar 1845 endlich unter die Haube und hatte mit seiner Frau Jane schließlich noch ganze zehn Kinder. Doch bevor die Kinder kamen, beflügelten die Erfolge mit Whisky von Matthew Gloag und Artur Bell auch John Dewar, der die Partnerschaft mit der Witwe MacDonald auflöste und 1846 endlich sein eigenes Geschäft eröffnen konnte. Zunächst beschränkte er sich in der Hauptsache auf den Handel mit Weinen, Bier und Spirituosen.

1860 wurde Blended Whisky legalisiert – der Beginn des Dewar’s Whisky

John DewarBlended Whisky aus Malt- und Grain-Whisky hat sich erst nach und nach etabliert und war für John Dewar anfangs sicher mehr Leidenschaft als Geschäftssinn. 1879 hat John Dewar seinen am 6. Juni 1856 geborene John Alexander Dewar als Partner beteiligt. Als John Dewar schließlich im Januar 1880 verstarb, hinterließ er seinem Sohn John Alexander einen lokal gut laufenden Getränkehandel. Dessen jüngster Bruder Thomas stieg 1881 in den Betrieb ein, verließ aber 1885 die schottische Provinz Richtung London. Dort rührte er für den schottischen Whisky seines Bruders kräftig die Werbetrommel. In London war Whisky kein Getränk der High Society und musste sich erst seinen Rang erkämpfen. Dafür bemühte Thomas Robert Dewar sogar den typisch schottischen Dudelsack. Mit einem Piper im Kilt zog er die Aufmerksamkeit der Besucher der „London Brewer Exhibition“ auf den Dewar’s Whisky. Letztlich war es der Marketing-Erfolg, den Thomas Dewar für die Firma unentbehrlich werden ließ und er dadurch zum Teilhaber seines Bruders John Alexander avancierte.

1890 wurde aus dem Blender auch ein Distiller – John Dewar & Sons – Blenders & Distillers

John Alexander DewarJohn Alexander Dewar konnte 1890 die Tullymet Distillery in Balinluig langfristig pachten. Damit ging es auch einher, dass der Familienbetrieb um die Beschäftigung von Arbeitnehmern nicht mehr herum kam. Der 1835 in der schottischen Grafschaft Fife geborene Andrew Carnegie, der im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern in die USA ausgewandert ist, wurde dort als klassischer Self-Made Man als Stahl-Tycoon bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum reichsten Mann der Welt. Er konnte es sich leisten, dem 23. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Benjamin Harrison, ein Fässchen schottischen Whisky zukommen zu lassen. Dass der republikanische Politiker diese Aufmerksamkeit annahm, führte zu einem handfesten Skandal. Denn damals standen die USA noch tief im Schatten des britischen Empire und das der höchste Repräsentant den schottischen Whisky dem heimischen Produkten den Vorzug gab, war für den Nationalstolz der Amerikaner geradezu beschämend. Dieser Skandal zog sich wochenlang durch die Presse und dabei wurde der Whisky von Dewar’s mehr als einmal erwähnt. Kein Wunder, dass der Dewar’s Whisky auch jenseits des großen Teichs bald in aller Munde war. Der Aufstieg der Familie Dewar’s hin zu einer großen Whisky-Dynastie hatte begonnen und noch heute ist Dewar’s der am meisten verkaufte und konsumierte Blended Scotch Whisky in den USA.

Thomas Robert Dewar reist um die Welt, John Alexander Dewar wird zum Bürgermeister

Thomas Robert DewarDer stets etwas rastlose jüngste Bruder des Firmenlenkers John Alexander verließ 1892 London und brach zu einer zweijährigen Weltreise auf. Da Thomas Dewar stets das angenehme mit dem nützlichen verband, hatte der einst lokale schottische Getränkehändler Dewar nach der Weltreise 1894 sage und schreibe 32 Verkaufsagenturen in aller Welt. In der Heimat war John Alexander aber nicht weniger erfolgreich und brachte es zum Hoflieferanten von Queen Victoria und zum Bürgermeister von Perth. Die beiden Brüder ergänzten ihre Talente zum Wohle der Firma in idealer Weise. Der zeitlebens unverheiratete Thomas Robert Dewar gefiel sich in seiner Rolle als Playboy, förderte Sport und Kultur und engagierte sich politisch. Ob es nun immer Strategie oder manchmal nur Zufall war, die Marke Dewar’s war in London stets präsent und das Konzept wurde inzwischen längst professionalisiert, wenn man bspw. an einen österreichischen Hersteller von Energy-Drinks denken mag.

Aberfeldy Destillery - die Rückkehr zu den Wurzeln des Gründers John Dewar

Wir erinnern uns, 1826 hat John Dewar mit 21 Jahren Aberfeldy verlassen. Was genau die Gründe für dessen Sohn John Alexander Dewar 70 Jahre später, im Jahr 1896, waren, genau dort die erste eigene Brennerei in Betrieb zu nehmen, ist nicht bekannt. Auf dem Gelände am Flusslauf Tay hat bereits von 1825 bis 1867 die Pitilie Destillerie von Alexander McLean ihren Sitz. Gleichwohl war die Aberfeldy Destillerie von John Alexander Dewar ein völliger Neubau, nach damaligem Stand eine der modernsten Brennereien der Welt und nahm 1898 ihre Betrieb auf. Im Jahr 1901 wurde John Alexander Dewar zum Ritter geschlagen, sein jüngerer Bruder folgte 1902. Endgültig geadelt wurden die beiden Brüder aber erst 1917 (John Alexander) bzw. 1919 (Thomas Robert)[2] und durften sich fortan Baron Forteviot of Dupplin bzw. Baron Dewar of Homestall nennen. Der heute in Aberfeldy destillierte Whisky geht zu 99 % in die Produktion der Dewar’s Blend ein und nur der Rest bleibt für die Single Malt Whisky, welche unter dem Markennamen Aberfeldy verkauft werden.

Distillery Aberfeldy

Erste Konsolidierung auf dem schottischen Whisky-Markt

Der erste Weltkrieg brachte einige Schwierigkeiten mit sich. Die knappen Ressourcen an Getreide sollten nicht in die Whiskyproduktion gehen, so dass die Aberfeldy Destillerie von 1917 bis 1919 stillgelegt werden musste. Bereits 1915 haben sich die beiden Whisky-Brüder Dewar mit dem Hause James Buchanan & Co. zusammengeschlossen und gemeinsam als Scotch Whisky Brands firmiert. Unter dieser Union konnte man noch zehn Jahre eigenständig agieren, bis sich die Dewars Brüder als Folge des I. Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise 1925 gezwungen sahen, ihre Anteile an dem Whisky-Imperium an die Distillers Company Limited zu verkaufen. Die Brüder John Alexander und Thomas Robert starben kurz hintereinander 1929 bzw. 1930. Während Thomas Robert Dewar kinderlos blieb und damit sein Adelstitel Baron Dewar of Homestall verfiel, konnte John Alexander Dewar’s ältester Sohn John Dewar den Adelstitel Baron Forteviot of Dupplin erben. Die Familie Dewar verblieb auch unter dem Dach der Distillers Company Limited als Geschäftsführer der Brennerei. Zwar fand sich unter den Nachkommen von John Alexander Dewar kein geeigneter Nachfolger, dessen Neffe John Arthur Dewar wurde jedoch 1930 zum Direktor von John Dewar & Sons.

Die letzten Züge der Familie Dewar’s bei der Distillers Company Limited

1937 wurde dann doch noch der Sohn von John Alexander Dewar, John Dewar, zum Chairman von Dewar & Sons. Dies freilich nur für zehn Jahre, bis zu seinem Tod 1947. Den Adelstitel des kinderlos verstorbenen erbte sein einziger Bruder, der 21 Jahre jüngere Henry Evelyn Alexander Dewar. Der aus zweiter Ehe von John Alexander stammende Sohn wurde auch Chairman von Dewar & Sons und blieb dies bis 1976. Dann wurde dessen Sohn John James Evelyn Dewar zum Direktor und blieb dies bis 1998. Als letzter Spross der Familie des Gründers John Dewar erlebte er, wie die Distillers Company Limited 1986 von Guinness übernommen wurde und schließlich mit der International Distillers and Vintners zu DIAGEO verschmolzen wurde. Die Konzentration der schottischen Brennereien schritt allerdings weiter voran und schließlich war die Allmacht von Guinness den Kartellbehörden ein Dorn im Auge, so dass sich der Konzern 1998 von John Dewar & Sons, der Brennerei Aberfeldy, Craigellachie, Royal Brackla und Aultmore sowie von der Gin-Marke Bombay trennen musste. Das Gesamtpaket wechselte für 1,4 Milliarden Pfund den Besitzer, der sich seitdem Bacardi nennt. Mit dieser Übernahme endete auch die Direktion von John James Evelyn Dewar, dem 4. Baron Forteviot of Dupplin und letzten direkten Nachkommen John Dewars in der Geschäftsleitung von John Dewar & Sons.

Die Produkte aus dem Hause John Dewar & Sons Ltd.

Fünf Whiskys unter dem Markennamen Dewar sind auf dem Markt erhältlich. In einem ist man sich aber seit den Anfängen treu geblieben: alle Abfüllung von Dewar’s sind Blended Whiskys. Die mit Abstand älteste Blended-Abfüllung von Dewar’s ist der Dewar’s White Label, den das Unternehmen schon seit 1899 im Programm führt.[3] Zu beachten ist, dass alle Abfüllungen eine neue Ausstattung erhalten haben. Das bisherige Design von Flaschen und Etiketten wird nicht mehr lange erhältlich sein. Die Altersangaben mit 12, 15 und 18 Jahren beziehen sich, wie bei Blended Scotch Whisky üblich, auf den jüngsten Whisky.

Dewar’s White Label Blended Scotch Whisky

Dewars Blended ScotchDer Klassiker aus dem Hause Dewar’s hat es in seinen über 100 Jahren schon auf mehr als 100 internationale Auszeichnungen gebracht. Geschmacklich überzeugt der Whisky mit Heide- und Honigaromen. An der Nase wirkt der Whisky mild, süßlich und riecht ein wenig nach Heide, ist generell jedoch etwas unscheinbar. Auf der Zunge sind Aromen von Malz deutlich zu vernehmen, der Geschmack bleibt mild bis süßlich mit Anflügen von Getreide. Beim Abgang bleiben süßliche Aromen dominant, im Nachklang nicht zu lang. Insgesamt ist der Dewar’s White Label Whisky eine ausgewogene Mischung, ein echter Master Blend und als solcher auch gut für Mischungen geeignet,  da er weder dominant noch zu komplex ist. Den White Label von Dewar’s gibt es in der  Liter Flasche.

Dewar’s 12 Jahre Double Aged bzw. The Ancestor

Dewars Single MaltBeim großen Relaunch der Dewar’s hat es nur der White Label geschafft zumindest seinen Namen zu behalten. Der 12jährige Blend Scotch trägt nunmehr den Untertitel „The Ancestor“ was so viel wie „der Vorfahr“ heißt. Generell sind Blend Whiskys mit Altersangaben nicht zu häufig zu finden, schließlich schränken diese die Auswahl an Whisky zum Mischen schon sehr ein, umso mehr je höher die Altersangabe ist. Der 12jährige Dewar’s wurde erst im Jahre 2000 eingeführt. Der Dewars 12 Jahre besteht zu 65 % aus Malt Whisky und zu 35 % aus Grain Whisky. Mit dem Double Aged wurde auf die Reifung des fertigen Blend angespielt, der etwa ein halbes Jahr in Sherry Fässern veredelt wird, bevor er auf die Flasche abgefüllt wird. An der Nase zeigt sich der 12jährige Blend von Dewar’s auch entsprechend fruchtig nach Birne in Kombination mit floralen Noten. Der herbe Duft erinnert an Leder. Im ersten Antritt deutlich komplexer als der White Label von Dewar’s. Im Geschmack bleibt aber auch der 12jährige Dewar’s der Linie treu und zeigt sich mild, weich und malzig. Die anfängliche Fruchtigkeit ist kaum mehr zu spüren. Im Abgang klingt das Malz zügig ab und hinterlässt auch sonst einen eher dünnen Eindruck.

Der Monarch von Glen – ein Meisterwerk wie der 15jährige Blend von Dewar‘s

Der MonarchDer mittlere Blend der Familie Dewar hat immerhin 15 Jahre auf dem Buckel und damit für einen Blend Scotch ein durchaus beachtliches Alter erreicht. Seitdem Relaunch darf sich dieser Whisky „The Monarch“ nennen. Seinem Namen verdankt der Whisky dem berühmten Gemälde „The Monarch of the Glen“. Sir Edwin Landseer hat dieses berühmte Gemälde im Jahre 1851 geschaffen. John Alexander Dewar hat das Gemälde im Jahr 1919 erworben und die Master Blenderin Stephanie Macleod hat sich von dem Gemälde inspirieren lassen. Der jüngste Teil des Blended Whisky ist 15 Jahre alt, das Durchschnittsalter der schottischen Single Malts. Wer solche Whiskys mischt, muss schon sehr von der Qualität des Blend Whisky überzeugt sein. An der Nase zeigt sich auch der Monarch zart und mild. Am Gaumen sind dann doch vermehrt fruchtige Aromen präsent, etwas Aprikose, eine Note von Gebäck. Der Körper des 15jährigen Blend Whisky bleibt leicht bis mittel ausgeprägt. Beim Abgang ist ein leichtes Kribbeln am Gaumen zu spüren, die fruchtigen und einige florale Noten klingen einen Moment nach und entschwinden langsam ins Nichts. 

Hirsch

Founder’s Reserve – des Gründers Reserve im 18jährigen Dewar’s Whisky

Founders ReserveDie schon in Gänze volljährige Mischung von Whiksys aus dem Hause Dewar’s will es jetzt aber wissen. Und tatsächlich kann man hier davon reden, dass es ein Blend durchaus mit Single Malts aufnehmen kann. Der Founder’s Reserve oder wie man nunmehr zu sagen pflegt „The Vintage“ ist ein sehr reichhaltiger Whisky und spürbar eine Mischung aus den schönsten 18jährigen schottischen Malt und Grain Whiskys. Dieser hat seinen Preis, ist diesen aber durchaus auch wert. An der Nase versprüht der Whisky Honig- und Malzaromen. Am Gaumen macht sich dieses Honigaroma zuerst breit. Langsam machen sich kandierte Früchte breit, dabei bleibt der Whisky geschmeidig weich. Später treten Aromen von Mandel und Vanille hinzu und vielleicht auch eine Spur Butterscotch. Im Abgang verweilt der 18jähirge Founder’s Reserve von Dewar’s lange und beruhigend. Man spürt Eiche und Samt, sowie eine Spur Orange. Eine wirklich gelungene Mischung bester und mindestens 18jähriger schottischer Whiskys, die man sich einmal zu Gemüte führen sollte.

Dewar’s Signature ist die Krönung des schottischen Blend Whisky

Dewars SignatureDer Signature von Dewar’s ist der einzige, der bislang noch keinen Relaunch erfahren hat und es ist unklar, ob es diesen Relaunch überhaupt geben wird. In dem Blend sollen bis zu 41 Jahre gereifte Whiskys sein, was dem Destillat besonders reiche Aromen beschert. Der Whisky ist aus dem Besten, was es an schottischen Whiskys gibt, durch den Master-Blender Tom Aitken quasi maßgeschneidert. In der Nase zeigt der Dewar’s Signature bereits seine wuchtige Komplexität. Am Gaumen merkt man sofort die reiche, cremig, süße Textur des Blend Whisky. Ein Reigen von Aromen aus Honig, Macadamia, Toffee und Kokos gibt sich am Gaumen die Klinke in die Hand. Im Abgang verweilt der Whisky Dewar’s Signature eine ganze Weile, es bleiben Aromen von Eiche und Karamell zurück. Sehr glatt und geschmeidig, ein echtes Whisky-Erlebnis für Kenner.

 

 


Quellenverzeichnis:

[1] Im Folgenden vgl. John Dewar and Sons Ltd. in Difford’s Guide, http://www.diffordsguide.com/producers/857/john-dewar-and-sons-ltd/history, online abgerufen am 01.02.2016;
History of John Dewar & Sons, Ltd., in Reference for Business, http://www.referenceforbusiness.com/history2/41/John-Dewar-Sons-Ltd.html, online abgerufen am 01.02.2016;
Karl Rudolf in: Der Whisky-Botschafter 1-2016, S. 50 – 58.

[2] Vgl. The London Gazette vom 20.05.1919 Ausgabe:33148 Seite:6247 https://www.thegazette.co.uk/London/issue/31348/page/6247 online abgerufen am 01.02.2016;

[3] Vgl. Bacardi Limited, Dewar’s True Scotch Since 1846, http://www.bacardilimited.com/our-brands/dewars-blended-scotch-whisky, online abgerufen am 01.02.2016.


Bildverzeichnis:

[1] John Deware http://www.bacardilimited.com/our-brands/dewars-blended-scotch-whisky

[2] John Alexander Deware https://en.wikipedia.org/wiki/John_Dewar,_1st_Baron_Forteviot

[3] Thomas Deware https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Dewar,_1st_Baron_Dewar

[4] Aberfeldy Destilliry https://de.wikipedia.org/wiki/Aberfeldy_(Whiskybrennerei)

[5] Monarch of the Glen https://en.wikipedia.org/wiki/The_Monarch_of_the_Glen_(painting)

[6] Produktbilder http://livetrue.dewars.com/us/home/scotch/dewars-white-label?ReturnURL=/us/home&aliaspath=/LDA