Die drei beliebtesten Grappas in Deutschland

Wie findet man den beliebtesten Grappa der Deutschen?

Anders als bei den Italienern fristet der Tresterbrand aus Weintrauben in Deutschland ein Dasein im Schatten. Dabei ist Tresterbrand gar nicht so ungewöhnlich, denn auch die Franzosen (z.B. Marc de Champagne), Portugiesen (z.B. Aguardente), Spanier (Orujo) und Griechen (Tsipouro) kennen das Produkt aus den vergorenen alkoholhaltigen Pressrückständen der Weinherstellung. Auch in Deutschland mühen sich einige Winzer(-genossenschaften) um die Weiterverarbeitung der Pressrückstände aus der Weinherstellung zu Tresterbrand. Allerdings wirkt hier der Schutz der geographischen Angabe für „Grappa“ zweischneidig. Auf der einen Seite garantiert es die regionale Herkunft und die Qualität des Produktes, auf der anderen Seite hemmt der Schutz der Bezeichnung „Grappa“ dessen Bekanntheit unter den deutschen Verbrauchern. Denn „Tresterbrand“ werden wohl die wenigsten Kunden mit „Grappa“ assoziieren. Gleichwohl wird die Qualität vieler Produkte leider immer noch unterschätzt. Umso schwerer war es, in einem kleinen Markt die beliebtesten Grappas ausfindig zu machen.




Die drei besten Grappas und die Relevanz der Datengrundlage

Für die Auswertung haben wir die Statistik der Google Suchbegriffe im Zeitraum von Januar 2013 bis Januar 2016 herangezogen. Über einen Zeitraum von drei vollen Jahren sind diese Ergebnisse relativ aussagekräftig. Auffällig ist beim Grappa, dass die Suchanfragen zu diesem Begriff über die Jahre insgesamt kaum zugenommen haben. Ein Trend zum Grappa lässt sich hier ganz offensichtlich nicht ausmachen. Nach dem eigentlichen Verkehrsbezeichnung „Tresterbrand“ sucht so gut wie niemand. Die starken Ausschläge zur Weihnachtszeit im Dezember jeden Jahres sind auch von vielen anderen Spirituosenarten bekannt. In der Statistik des Pro-Kopf-Verbrauchs der Deutschen wird Grappa nicht geführt, aber immerhin hat die Markt-Media-Studie von Gruner + Jahr herausgefunden, dass knapp 8 % der Deutschen Grappa als eine bevorzugte Spirituosenart ansehen. Dabei ist Grappa in etwa so beliebt wie Ouzo und Aquavit. Wir bitten aber auch zu bedenken, dass die Auswertung auf Basis der Suchanfragen von Google aktuelle Trends und Entwicklungen wesentlich stärker wiederspiegelt, als dies auf der Grundlage einer statistischen Erhebung der Fall wäre. Mit der entsprechenden Vorsicht ist unsere Auswertung daher zu genießen.

Überblick über die drei beliebtesten Grappas in Deutschland

Aufgrund der geringen Suchvolumina im Bereich Grappa konnten wir nur drei relevante Grappa-Marken ausmachen. Während sich insgesamt im Bereich Grappa die typischen Ausschläge im Dezember zeigen, wird der beliebteste Grappa Deutschlands nahezu beständig gleichmäßig häufig gesucht. Offensichtlich ist die Marke Nardini weniger als Geschenk gefragt, sondern hat seine treue Stammkundschaft, die sich von besonderen Anlässen nicht mehr überraschen lässt. Nonino Grappa hat sich einen soliden zweiten Platz erkämpft und im Dezember Nardini regelmäßig den Rang abgelaufen. Die Vermutung, dass die schick gemachten Flaschen von Nonino einfach das optisch schönere Geschenk sind als die etwas plumpen Ein-Liter-Flaschen von Nardini lässt sich nicht beweisen,  liegt aber nahe. Es wäre nicht das erste Mal, dass in der Spirituosenbranche Form über Inhalt geht. Den dritten Platz der beliebtesten Grappa-Marken der Deutschen durften wir an Poli vergeben. Der Hersteller liegt zwar etwas abgeschlagen hinter der Konkurrenz, hat aber wenigstens noch eine darstellbare Relevanz in der Google-Suche.






Platz 1: Nardini Grappa aus der wahrscheinlich ältesten Brennerei Italiens

Nardini war die erste italienische Brennerei, die mit Dampf destillierte und gehört heute mit einem Produktionsvolumen von 2 Millionen Litern pro Jahr zu den größten Herstellern. Die Anlagen befinden sich in Bassano del Grappa. Gegründet wurde das Unternehmen von Bortolo Nardini im Jahr 1779 an der Brücke, die die beiden Ufer von Bassano del Grappa verbindet. Im Jahr 1860 führte der Enkel des Gründers die damals völlig neue Dampf-Destillation ein. Dadurch stieg die Qualität der Destillate deutlich an und verstetigte sich. Doch Tresterbrand war nach wie vor ein Getränk der Bauern. Größere Bekanntheit erlangte Grappa im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Da Tresterbrand sowieso aus den Resten der Weinherstellung gebrannt wird, standen die Rohstoffe für den Grappa nie in echter Konkurrenz zu Nahrungsmitteln. Während also die Produktion von Whisky oder Vodka zur Sicherstellung der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gedrosselt oder gar verboten wurde, unterlag Grappa diesen Restriktionen nicht. So konnte der Tresterbrand in dieser Zeit einige Bekanntheit erlangen. Nardini besitzt heute neben dem Stammhaus in Bassano noch eine zweite Brennerei in Monastier di Treviso. Der Grappa von Nardini ist seinen Wurzeln treu geblieben. Modische Strömungen entsagt man unentwegt und verkauft sein Destillat weiter bevorzugt in der 1 Liter Flasche. Der Kunde kann sich freuen über ein Qualitätsprodukt zum fairen Preis, der zu Recht der beliebteste Grappa in Deutschland ist.

Platz 2: Nonino Grappa aus dem Friaul wagt viel Neues

Den zweiten Platz der beliebtesten Grappas konnte sich zweifellos die Brennerei Nonino erarbeiten. Mit seiner eher trendigen Aufmachung in den hübschen Apothekerflaschenmit Korkverschluss sind die Grappas ideal als Geschenk und können daher den schlichten Nardini in der Weihnachtszeit in der Gunst der Käufer locker abhängen. Ansonsten ist die Nachfrage eher unter der des Nardinis und entsprechend muss sich Nonino daher in der Gunst der Kunden mit dem 2. Platz begnügen. Die Destillerie wurde im Jahr 1897 in Ronchi die Percoto von Orazio Nonino gegründet, da war die Brennerei Nardini schon weit über 100 Jahre alt. Den Durchbrauch erreichte Nonino im Jahr 1973, als Benito und Giannola Nonino erstmals Trester aus einer einzigen Rebsorte für die Herstellung von Grappa verwendete. Das Ergebnis war derart überzeugend, dass dem Beispiel viele Brennereien gefolgt sind. Nonino engagiert sich auch in der Erhaltung endemischer Rebsorten wie Schioppettino, Tazzelenghe und Pignolo. Im Jahr 1984 ist man schließlich noch einen Schritt weiter gegangen. Nonino brachte ein Traubendestillat auf den Markt, dass aus den ganzen Weintrauben destilliert wurde. Dafür bedurfte es einer besonderen Genehmigung des italienischen Ministers für Landwirtschaft, denn normalerweise wird Grappa ja nur aus den Resten der Weinproduktion hergestellt. Die Geschichte von Nonino Grappa ist also sehr spannend und wir dürfen uns sicher auf eine Fortsetzung freuen. Den zweiten Platz unter den beliebtesten Grappas in Deutschland vergeben wir für so viel Kreativität jedenfalls gerne.

Platz 3: Poli Grappa bietet ein handwerkliches Produkt in schlanken Flaschen

Der Grappa aus der Poli Destillerie muss sich in Sachen Beliebtheit klar den Konkurrenten Nardini und Nonino geschlagen geben. Die Brennerei wurde im Jahr 1898 von der Familie Poli in Schiavon gegründet. Das erste Produkt war der Grappa Giobatta. Die Poli Brennerei hatte auch eine fahrbare Brennerei. Diese war auf ein Pferdefuhrwerk montiert und ein Sohn der Familie tingelte damit von Hof zu Hof und brannte den Trester in Lohn. Ganz so bescheiden produziert Poli heute nicht mehr. Rund 50 % der Produktion wird in weit über 50 Länder auf der ganzen Welt exportiert. Die Poli Grappa Destillerie ist ebenfalls in Bassano del Grappa angesiedelt.

                                                                                                      


Unser Tipp: Andrea da Ponte verbindet die Trauben mit dem Brand

Andrea da Ponte Grappa gehört ganz sicher nicht zu den beliebtesten Grappas in Deutschland. Das ist eigentlich etwas schade, denn der Andrea da Ponte kokettiert dann offen mit seiner Herkunft aus Traubentrester. Im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten wird Andrea da Ponte in für Flaschen abgefüllt, die eigentlich für Schaumwein üblich sind. Das wirkt sehr edel aber auch etwas verstörend, denn so etwas Hochprozentiges würde man in diesen Flaschen gar nicht erwarten. Wir finden die Idee Klasse und auch von Kunden bekommen wir in Bezug auf Produkte aus dem Hause Andrea da Ponte durchweg positive Rückmeldungen. Die Destillerie Andrea da Ponte wurde von den Brüdern Andrea und Matteo da Ponte im Jahr 1892 gegründet. Die Brüder haben mit ihrem 1896 erschienen Buch „Distillazione" „Da-Ponte-Destillierverfahren“ begründet. Durch eine damals neuartige Kombination von Brennkolben und Destillationskolonnen war es gelungen, besonders leichte und flüchtige Aromen des Tresterbrandes zu bewahren. Die Destillerie in der Ortschaft Conegliano wurde 1983 geschlossen und rund 10km nördlich in Corbanese völlig neu aufgebaut. Dabei hat man von Beginn an auf höchste Energieeffizienz und den schonenden Umgang mit Ressourcen gesetzt. Heute arbeitet die Andrea da Ponte Brennerei vollständig auf Basis von erneuerbaren Energien. Mit diesem Unternehmergeist geht man auch immer wieder an den Grappa heran und diese Frische bekommt dem Produkt sehr gut.