Die fünf beliebtesten Kräuterliköre in Deutschland

Die Suche nach den beliebtesten Kräuterlikören in Deutschland

Der Kräuterlikör ist mit Abstand die beliebteste Spirituose in Deutschland und führt zusammen mit dem Halbbitter und den Bitter-Spirituosen die Konsummengen deutlich vor den süßeren Creme- und Sahne-Likören sowie vor dem Wodka an. Kräuterliköre haben in aller Regel eine lange Tradition und es stecken oft schon mehr als hundert Jahre Erfahrung in den Rezepturen. Nur selten drängt ein Neuling auf den Markt und versucht sich gegen die etablierten Platzhirsche zu behaupten. Ein schwieriges Unterfangen, denn der erfolgreichste unter den Kräuterlikören verteidigt sein Revier nicht nur tapfer, sondern baut durch geschicktes Marketing seine Beliebtheit auch in der umkämpften Zielgruppe der konsumfreudigen 18 bis 30jährigen immer weiter aus. Im Kampf um Marktanteil vom Kräuterlikör-Kuchen scheint gegen den Jägermeister noch nicht das richtige Kraut gewachsen zu sein. Gleichwohl ist der Markt für Kräuterliköre in Deutschland mit unzähligen regionalen und lokalen Spezialitäten gespickt, die sich teils bis auf Kneipenebene herunterbrechen. Brechen ist im Zusammenhang mit Kräuterlikören natürlich ein Stichwort, das viele auf den Plan ruft. Denn ebenso, wie der bittere Likör von vielen Menschen geliebt wird und ritueller Bestandteil zum Abschluss einer Mahlzeit ist, so gibt es mit gleichem Elan gebrüstete Menschen, die den Kräuterlikör aufgrund seiner geschmacklichen Besonderheit brüskiert ablehnen. An der Dominanz des Kräuterlikörs auf dem deutschen Spirituosenmarkt kann man sich in Supermärkten und Gastronomie kaum vorbeimogeln.

Die beliebtesten Kräuterliköre und die Relevanz der Datengrundlage

Die Beliebtheit der Kräuterliköre in Deutschland haben wir über einen Zeitraum von drei Jahren von Januar 2013 bis Januar 2016 geprüft. Über diesen Zeitraum mitteln sich kurzfristige Trends und Ausreißer zuverlässig aus der statistischen Auswertung heraus. Aus dem Umfang der Google Suchanfragen von mehr als 150 Millionen Suchvorgängen am Tag lassen sich leicht Rückschlüsse auf die Beliebtheit von Spirituosen ziehen. Natürlich reichen die ermittelten Werte nicht an eine repräsentative Auswertung heran, da bestimmte Alters- und Bevölkerungsgruppen das Internet wesentliche häufiger und intensiver nutzen als andere Gruppen. Auch Rückschlüsse auf Absatzzahlen sind durch eine Auswertung von Google Suchanfragen nicht möglich. Allein die Masse an Daten sollte nicht ignoriert werden und lässt den ein oder anderen Rückschluss auf die Beliebtheit von bestimmten Kräuterlikör-Marken zu. Die Ergebnisse decken sich schließlich auch mit der Lebenserfahrung vieler Spirituosen-Kenner. Schließlich sei es auch jedem Leser nahegelegt, die zugrunde liegenden Daten und deren Interpretation kritisch zu hinterfragen und ggf. zu kommentieren.

Überblick über die beliebtesten Kräuterliköre in Deutschland

Unbestritten ist Kräuterlikör eine deutsche Spezialität und gehört unter den Spirituosen zu den Exportschlagern. Zu diesem Erfolg beigetragen hat ebenfalls unbestritten die Marke Jägermeister. Der Kräuterlikör wird unter anderem im niedersächsischen Wolfenbüttel produziert und gilt als die weltweit am weitesten bekannte deutsche Spirituosenmarke. Trotzdem sollte man durchaus wissen, dass Kräuterliköre nicht nur in Deutschland zu Hause sind. Vielmehr haben die kräuterlastigen Liköre ihren Ursprung im südlichen deutschen Sprachraum bis hinein in die südlichen und westlichen Ausläufer der Alpen. So darf es nicht verwundern, dass wir auf Platz 2 der beliebtesten Kräuterliköre den italienischen Ramazzotti sehen, auf Platz 5 den Becherovka aus dem tschechischen Karlsbad und die Empfehlung aus unserem Hause, der Benedictine, ein Kräuterlikör bzw. Klosterlikör aus der Normandie ist. Den Rest machen allerdings tatsächlich die Vertreter aus deutschen Landen unter sich aus. Auch sollte man sich durch die wenigen international bekannten Markennamen nicht täuschen lassen. Es handelt sich dabei allenfalls um die Spitze des Eisbergs der deutschen Kräuterliköre. Der Markt für Kräuterliköre war in den letzten Jahren nicht gerade durch eine besonders hohe Innovationsfreude geprägt. Durch Konzentration und Strukturwandel ist die Fülle an Marken in den letzten 50 Jahren durchaus beachtlich abgeschmolzen. Dieser Wandel in den Verbrauchsgewohnheiten ist durch den generell rückläufigen Alkoholkonsum und in der geschmacklichen Neuausrichtung der Konsumenten begründet. Dieser Klimawandel hat auch dem Eisberg Kräuterlikör schon einiges an Masse gekostet. Trotzdem ist und bleibt der Kräuterlikör ein Schwergewicht im Meer der Spirituosen.




Platz 1: Jägermeister hat sich schon mehrmals selbst neu erfunden.

Der Jägermeister aus Wolfenbüttel kam im Jahr 1934 auf den Markt und befindet sich als einzige deutsche Marke in der Liste der 25 bekanntesten Spirituosen Marken der Welt. Die Rezeptur geht zurück auf Curt Mast, der bereits mit 16 Jahren im Jahre 1913 die Essigfabrik von seinem Vater übernommen hatte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war das Unternehmen hoch verschuldet und hat sich als zweites Standbein auf den Import von französischem Wein spezialisiert. Daneben hat Curt Mast immer wieder mit der Herstellung von Likören experimentiert. Im Alter von 37 Jahren hat er den Jägermeister auf den Markt gebracht. Der Name war seiner eigenen Jagdleidenschaft geschuldet und obwohl die Bezeichnung Jägermeister gängig war, wurde sie 1934 erstmals im Reichsjagdgesetz von 1934 gesetzlich als Beruf geregelt. Da der Reichsjägermeister seit Juli 1934 Hermann Göring war, fiel der Schnaps auf fruchtbaren Boden und wurde umgangssprachlich lange Zeit sogar als Göring-Schnaps bezeichnet. Nach dem Ende der Nazi-Diktatur musste man sich neu aufstellen, denn immer mehr wurde Jägermeister als Getränk für alte Herren empfunden. Seit den 1970er Jahren wurde der Jägermeister in immer mehr internationale Märkte eingeführt, inzwischen in mehr als 80 verschiedene Länder. Auch auf dem Gebiet des Sportmarketings war Jägermeister stets ein Pionier. So gelang es dem Hersteller des Kräuterlikörs, sein Firmenlogo als Logo des Vereins Eintracht Braunschweig zu platzieren und konnte so die DFB Regeln umgehen. Auch war Jägermeister 1973 die erste Firma, die mit Trikotwerbung in der 1. Bundesliga aufwarten konnte. Selbst Ausflüge in den Rennzirkus der Formel 1 hat sich der Hersteller bereits geleistet. Das Sport-Marketing wurde in den 1990er Jahren wieder zurückgefahren, da Sport und Alkohol heutzutage nicht mehr als kohärente Freizeitgestaltung empfunden wird. Inzwischen hat man sich verstärkt auf das Sponsoring von Festivals verlegt, um eine jüngere Generation als Zielgruppe zu gewinnen. Über den Jägermeister Kräuterlikör gibt es noch viel zu erzählen. Fakt ist, dass es sich um den beliebtesten Kräuterlikör in Deutschland handelt.

Platz 2: Ramazzotti ist der italienische Kräuterlikör mit einer langen Geschichte.

Der Ramazzotti folgt mit deutlichem Abstand in der Beliebtheit der Kräuterliköre auf Platz 2. Mit einem Alkoholgehalt von 30%vol. gehört der Ramazzotti zu den Kräuterlikören mit einem verhältnismäßig geringen Alkoholgehalt. Die Rezeptur geht zurück auf den Apotheker Ausano Ramazzotti aus Mailand. Damals waren viele Apotheker im Wein- und Spirituosenhandel tätig. Sein Wissen über die Wünsche der Kundschaft nutzt Ausano Ramazzotti, um im Jahr 1815 einen milden Likör selbst zu kreieren. Der Likör beruht auf Extrakten aus bitteren Orangenschalen, Chinarinde, Engelwurz, Kaiserwurz, Rosenblüten, Vanille und Sternanis. Das Extrakt wird mit Alkohol und Zucker vermengt. Begünstigt durch die Entstehung zahlreicher Kaffeehäuser im Zentrum von Mailand erlangte der Ramazzotti schnell eine breite Kundschaft. Letztlich hat sich der Apotheker mit der Eröffnung eines eigenen Kaffees in der Nähe der Mailänder Scala sogar entschlossen, seinen alten Beruf zugunsten des Amaro Ramazzotti an den Nagel zu hängen. Nach nunmehr 200 Jahren kann man durchaus sagen, dass der Likör auf Basis von 33 Kräutern ein voller Erfolg war, denn nicht nur in Deutschland zählt der international vertriebene Ramazzotti zu den beliebtesten Kräuterlikören der Welt. Diese Bekanntheit wurde durch die Übernahme der Marke durch den internationalen Spirituosenkonzern Pernod Ricard 1985 noch einmal deutlich beflügelt. Heute wird der Kräuterlikör Ramazzotti in der Provinz Asti produziert. Getrunken wird Ramazzotti pur, auf Eis oder mit Zitrone. Auch diverse Cocktails werden auf Basis von Ramazzotti hergestellt.

Platz 3: Killepitsch avancierte von der regionalen Spezialität zum deutschen Markenbotschafter.

Wie viele Kräuterliköre hat der Killepitsch seinen Ursprung in einer Kneipe. Das Lokal, aus dem die Rezeptur des Killepitsch stammt, hat seine Heimat in Düsseldorf. Die berühmte Kneipe in der Flinger Straße, der Partymeile von Düsseldorf, nennt sich „Et Kabüffke“. Der Likör basiert auf einer Familienrezeptur von 98 verschiedenen Aromen aus Kräutern, Beeren und Früchten. Im Vergleich zu vielen anderen Kräuterlikören sorgt diese Fülle an Zutaten für einen sehr ausgeprägten Geschmack. Auf den Etiketten der Killepitsch Flasche ist stets die Jahreszahl 1858 abgedruckt. Diese Jahresangabe bezieht auf die Gründung der Likörfabrik Peter Busch. Der Killepitsch Kräuterlikör selbst existiert nachweislich erst seit 1955, als die Kneipe „Et Kabüffke“ eröffnet wurde. Angeblich ist der Name während eines Gesprächs von Willi Busch, dem damaligen Eigentümer der Likörfabrik, in einem Luftschutzbunker während des Zweiten Weltkrieges, gefallen. Anfangs wurde der Killepitsch in der Düsseldorfer Altstadt produziert, inzwischen aber im Düsseldorfer Medienhafen. Nach dem Brennen wird der Killepitsch für ein Jahr in alten Tongefäßen gelagert. Die jährliche Produktionsmenge hat längst die Grenze von einer Million Liter pro Jahr überschritten und der Export läuft in 14 Länder weltweit. In den USA wird der Killepitsch gerne umgangssprachlich „kill the bitch“ genannt. Nach wie vor sind die Düsseldorfer die größten Fans des Killepitsch. Trotz des vergleichsweise hohen Alkoholgehaltes schmeckt Killepitsch aufgrund der umfangreichen Zutaten eher fruchtig und ist weitaus weniger kräuterlastig als viele andere Kräuterliköre.

Platz 4: Kuemmerling ist ein Halbbitter-Likör aus dem rheinland-pfälzischen Bodenheim.

Obwohl die kleine Gemeinde südlich von Mainz schon auf mehr als 1.250 Jahre zurückblicken kann, ist der ortsansässige Kräuterlikörfabrikant Kuemmerling noch nicht einmal 100 Jahre alt. Die Rezeptur stammt von Hugo Kuemmerling aus dem Jahre 1938, die offizielle Firmengründung wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 vorgenommen. Im thüringischen Leibis geriet das junge Unternehmen aber schon bald unter dem Druck der sowjetischen Besatzungsmacht in Bedrängnis. So übersiedelte Hugo Kuemmerling mit seiner jungen Likörfabrik in das fränkische Coburg. Dem Erfolg der Rezeptur verdankt der Kuemmerling Johannes Persch, Schwiegersohn des Gründers. Er sorgte für die industrielle Produktion des Kräuterlikörs und für eine intensive Vermarktung. Schließlich zog das Unternehmen 1963 das vorerst letzte Mal um. Charakteristisch für den Kuemmerling mit einem Alkoholgehalt von 35%vol. ist der tendenziell wenig süße Geschmack und die originelle Flasche, die trotz unterschiedlicher Flaschengrößen immer die gleiche Form hat. Ende der 1990er Jahre galt Kuemmerling allerdings als relativ altbackenes Getränk. Erst durch die Übernahme der Kuemmerling GmbH durch den britischen Spirituosen Konzern Allied Domecq im Jahr 2001 kam wieder etwas Schwung in das Marketing. Allied Domecq wurde seinerseits 2005 durch Pernod Ricard übernommen, dabei musste Kuemmerling aus wettbewerbsrechtlichen Gründen allerdings an Beam Global ausgegliedert werden. Die Amerikaner wussten mit dem traditionsreichen deutschen Kräuterlikör aber wenig anzufangen und haben sich schließlich zu einem Verkauf der Markenrechte zum 1. September 2010 an die Henkell & Co. Sektkellerei KG entschieden. Nach einem Jahrzehnt mit diversen Eigentümerwechseln scheint Kuemmerling nunmehr wieder in ruhigerem Fahrwasser unterwegs zu sein. Ob sich Kuemmerling als Kräuterlikör wieder einem jüngeren Publikum zu wenden kann, werden die nächsten Jahre zeigen.

Platz 5: Becherovka ist ein ausgezeichneter, tschechischer Kräuterlikör aus Karlsbad.

Josef Vitus Becher wurde 1769 in Karlsbad geboren und entstammt einer seit 1530 in Böhmen ansässigen Familie. Wie viele frühe Hersteller von Spirituosen, Likören und Tinkturen war Josef Vitus Becher ein Apotheker. Die Rezeptur für den Becherovka geht auf einen Besuch des englischen Arztes Christian Frobrig in dem damals schon sehr bekannten Kurort Karlsbad zurück. Dieser soll dem Apotheker Josef Vitus Becher das Rezept für die Mischung aus Kräutern, Gewürzen und Alkohol überlassen haben. Zunächst nannte er den Kräuterlikör auch „Becher’s Original Karlsbader Englischbitter“. Der Sohn des Gründers, Jan Becher, fokussierte sich dann ganz auf die Produktion des Bitterlikörs. 1867 wurde eine neue Produktionsstätte errichtet und durch den Besuch zahlreicher Messen wurde der Becherovka international bekannt. Auf den internationalen Ausstellungen in Eger, Wien, Prag, Paris und Teplitz konnte der Becherovka zwischen 1870 und 1890 zahlreiche Gold- und Silbermedaillen eingeheimst. Kurz vor seinem Tod 1896 wurde der Becherovka von Jan Bitter die Anerkennung als kaiserlich-königlicher Hoflieferant zuteil. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Marke gesetzlich geschützt und weitere Auszeichnungen konnten auf internationalem Parkett erworben werden. Der Zusammenbruch der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, der Erste und Zweite Weltkrieg, sowie die nachfolgende kommunistische Diktatur haben dem Unternehmen schwer zugesetzt. Mit der Vertreibung der Familie Becher nach dem Zweiten Weltkrieg war die Produktion bis in die Mitte der 1950er Jahre hinein fast zum Erliegen gekommen. Die vertriebene Familie Becher begann ab 1950 in Essen die Produktion des „Karlsbader Becherbitters“ bis es 1985 zu einer Kooperationsvereinbarung mit dem verstaatlichten tschechischen Betrieb kam. Nach der Wende wurde der Staatsbetrieb seit 1997 schrittweise privatisiert und ist inzwischen ein Tochterunternehmen von Pernod Ricard. In der Folge wurde die Produktion und der Export des Becherovka wieder ausgeweitet. Inzwischen werden mehr als 35 Länder mit Becherovka versorgt. Die Herstellung erfolgt nach wie vor nach der geheim gehaltenen Rezeptur aus dem Jahre 1807. Die Kräutermischung wird in Stoffsäcke gefüllt und eine Woche in dem Alkohol getränkt. Der so aromatisierte Alkohol wird mit Wasser und Zucker gemischt und für zwei Monate auf Eichenfässer gelagert. Danach wird Becherovka in die markentypischen, flachen und grünen Flaschen abgefüllt. Becherovka wird gerne als Aperitif oder Digestif pur getrunken. In Tschechien gibt es auch zahlreiche Cocktails, welche auf dem Nationalgetränk Becherovka basieren. Das bekannteste Mixgetränk ist der Beton, eine Mischung aus Becherovka und Tonic Water.

Unser Tipp: Benedictine – La Grande Liqueur Francaise – der große französische Likör.

Als Kräuterlikör gehört der Benedictine in Deutschland nicht zu den TOP 10 Marken. In Frankreich ist der Benedictine Kräuterlikör in etwa mit der Bekanntheit des Jägermeisters vergleichbar und auch international gehören die beiden Marken zu den beliebtesten Kräuterlikören. Geschmacklich unterscheiden sich Benedictine und Jägermeister aber sehr stark. Die Rezeptur des Benedictine basiert auf Neutralalkohol aus Zuckerrüben, der mit Zucker, Wasser, Kräuterextrakten und dem Farbstoff Zuckerkulör zu dem berühmten Likör verarbeitet wird. Das Geschmacksgeheimnis beruht selbstverständlich auf den insgesamt 27 Kräutern und Gewürzen, zu denen unter anderem Melisse, Ysop, Zimt, Thymian, Kardamom, Koriander, Vanille, Nelken, Muskatnuss, Safran und Honig zählen. Die Zutaten werden in vier Elixieren voneinander getrennt angesetzt und entweder auf Kupferbrennblasen einfach oder doppelt gebrannt. Danach wird ein Blend aus den vier Elixieren gefertigt, der über acht Monate lagert. Verfeinert mit Honig und einem Kräuter-Safran-Aufguss wird der Likör mehrmals erhitzt, um eine bessere Melange der Zutaten zu erreichen. Eine Lagerung auf Eichenholz über vier Monate schließt sich an, bevor der Likör abschließend filtriert und auf Flaschen abgefüllt wird. Eine Produktion, die den Aufwand bei der Herstellung zahlreicher anderer Kräuterliköre bei weitem übersteigt. Die Rezeptur geht zurück auf Alexandre Legrand zurück, der diese in einem alten Manuskript der Abtei Fecamp gefunden haben will. In Fecamp befand sich ein Kloster der Benediktiner, welche im Verlauf der Französischen Revolution geplündert und zerstört wurde. 1864 machte sich Alexandre Legrand mit einem befreundeten Apotheker daran, die Rezeptur nachzuahmen und füllte bereits im ersten Produktionsjahr 28.000 Flaschen ab. Die Bezeichnung ist dem Benediktinerorden entlehnt und auch das Wappen auf der Flasche stammt von der Abtei Fecamps. Der Zusatz D.O.M. ist die Abkürzung für das lateinische „Deo Optimo Maximo“, was in etwa bedeutet, dass man den Benedictine „dem gnädigsten, erhabensten Gott“ widmet. Die Jahreszahl 1510 geht auf Errichtung der Abtei Fecamps durch einen italienischen Mönch zurück. Auch wenn deshalb bereits das 500jährige Jubiläum des Benedictine gefeiert wurde, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Klosterlikör Benedictine deutlich jünger als 500 Jahre ist. Gleichwohl war Benedictine Kräuterlikör von Beginn an ein echter Verkaufsschlager. Die Likörflaschen von Benedictine sind auf Gemälden von Paul Gauguin, Henri Rousseau, Carl Larsson, Samuel Peploe und vielen weiteren Künstlern verewigt. Durch den Erfolg beflügelt, konnte 1888 das aufwändige Palais Benedictine in Fecamps eingeweiht werden. Das Gebäude brannte bereits 1892 vollständig nieder, konnte bis 1898 aber noch imposanter wiederaufgebaut werden. Das Gebäude wird zum Teil noch heute als Produktionsstätte verwendet. In den Kellergewölben sollen 2 Millionen Liter Benedictine Likör lagern, in dem Museum befinden sich Werke von unter anderem Picasso, Dali und Warhol. Außerdem dient das Palais Benedictine in Fecamp als Besucherzentrum, das jährlich zwischen 120.000 und 150.000 Menschen aufsuchen. Frederick Carter hat in seinem „The Cafe Royal Cocktail Book“ bereits 1937 den Benedictine als den „beliebtesten von allen Likören“ bezeichnet. Ob das stimmt, müssen Sie am besten selbst herausfinden.