Don Papa ante portas! Wer ist der neue Rum?
Don Papa, Zucker, Rum – ein paar Stichworte bei denen sich einigen Rum-Kennern die Nackenhaare hochstellen. Der Klassiker Don Papa Rum steht vor einem Relaunch. Etwa Mitte März 2022 soll die neue Ausstattung des sehr beliebten philippinischen Rums auf den Markt kommen. Doch warum war ein Relaunch erforderlich?
Inhaltsverzeichnis:
- Die rechtliche Grundlage
- Die Auslegung der rechtlichen Grundlage
- Ist Zucker im Rum schlecht?
- Welche Konsequenzen hat die neue Spirituosenverordnung?
- Der neue Don Papa 7 und der neue Don Papa Baroko
- Die Moral der Geschichte
Am 25. Mai 2021 ist die Verordnung (EU) 2019/787 in Kraft getreten und hat die bis dahin gültige Verordnung (EG) Nr. 110/2008 ersetzt. Beide Verordnungen werden gemeinhin als „Spirituosenverordnung“ bezeichnet. Die Spirituosenverordnung legt die wesentlichen Eigenschaften über die Bezeichnung, Aufmachung und Kennzeichnung von zum Verzehr bestimmten destilliertem Alkohol fest. Im Anhang I (früher Anhang II) sind die Eigenschaften eines „Rum“ definiert. Während in der alten Verordnung keine Aussage zu einer „Zuckerung“ getroffen wurde, steht in der neuen Verordnung folgendes:
„Rum darf zur Abrundung des endgültigen Geschmacks des Erzeugnisses gesüßt werden. Das Fertigerzeugnis darf jedoch nicht mehr als 20 g süßende Erzeugnisse je Liter, ausgedrückt als Invertzucker, enthalten.“
Die Auslegung der rechtlichen Grundlage
Unter der alten Spirituosenverordnung gab es keine definierte Höchstgrenze, sondern nur die in Artikel 5 Absatz 1 Buchstabe e) formulierte allgemeine Regel:
Rum wird „nur gesüßt, um … den endgültigen Geschmack des Erzeugnisses abzurunden. Über die zulässigen Höchstwerte der zur Geschmacksabrundung verwendeten Produkte wird …“ der Ausschuss für Spirituosen entscheiden. Dieses „Commitee for Spirit Drinks“ hat sich allerdings fast ein Jahrzehnt in vornehmes Schweigen gehüllt.
Dadurch bestand keine gesetzlich definierte Höchstgrenze für die Zuckerung von Rum. Unter Herstellern und Rum-Kennern gingen die Ansichten naturgemäß stark auseinander. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Auslobung wie „ungezuckert“ oder „ungesüßt“ auf den Etiketten lebensmittelrechtlich bei Spirituosen nicht zulässig ist.
Dank der intensiven und engagierten Recherche von privaten Rum-Liebhabern sowie der staatlichen schwedischen und finnischen Aufsichtsbehörden kamen in den letzten 10 Jahren die tatsächlichen Zuckergehalte zutage. Manche Rum-Abfüllungen enthielten 100g und mehr Zucker pro Liter und übertrafen damit den Zuckergehalt von Cola. Von einer Geschmacksabrundung konnte hier wohl keine Rede mehr sein.
Grundsätzlich besteht Rum aus der Zuckerrohrmelasse oder Zuckerrohrsaft. Ein natürlicher Zuckergehalt ist also (auch durch die Fasslagerung) ohnehin vorhanden, allerdings mit Sicherheit nicht mehr als 10g bis 15g je Liter. Die Befürworter einer Zuckerung führen folgende Argumente an:
- Zucker wird bereits seit Jahrhunderten bei der Herstellung verwendet.
- Eine Süßung dient der Abrundung und Vervollkommnung wie das „Salz in der Suppe.“
- Eine „Dosage“ sei auch beim Champagner üblich und anerkannt.
Einige Brennereien lehnen die Zugabe von Zucker konsequent ab, da der Verbraucher dies wie bei einem Whisky nicht erwarten würde. Der authentische durch Destillation und Reifung erzeugte Geschmack werde durch eine Süßung überdeckt, verfälscht und es handele sich nicht mehr um einen „klassischen Rum“, wie ihn der Verbraucher erwarten würde.
Welche Konsequenzen hat die neue Spirituosenverordnung?
Die Konsequenzen für die Gattung Rum hat Roland Graf in seinem Beitrag „Zuckerrohr und Peitsche: Die neuen Regeln für Zucker im Rum“ im Mixology Magazin wunderbar zusammengefasst. Die neue Obergrenze von 20g süßendes Erzeugnis je Liter führt dazu, dass alle betroffene Produkte entweder
- ihre Bezeichnung und damit die Etikettierung anpassen müssen und somit als „Spirituose auf Rum-Basis“ gelten, oder
- ihre Rezeptur verändern mussten, um den Zusatz von Zucker auf das erlaubte zu senken.
Der dänische Abfüller A.H. Riise hat sich dafür entschieden, die Rezepturen und den Geschmack unverändert zu lassen und seine Produkte nunmehr als „Superior Spirit Drink from Premium Matured Rum“ zu verkaufen. Ähnlich hat sich der Hersteller von Ron Barco und von Austrian Empire positioniert.
Den anderen Weg gehen die Flaggschiffe aus dem Hause Ron Botucal und Don Papa. Der Rum aus Venezuela bzw. den Philippinen hat bei bisherigen Messungen mit 44g/Liter bzw. 29g/Liter die neue Obergrenze von 20g/Liter gerissen. Bei der Destilerias Unidas in Venezuela soll es eine breite Palette an gereiften Rum geben, aus den durch geschickten Verschnitt die bisherige geschmackliche Qualität fortgeführt werden soll. Der Don Papa 7 wird hingegen geschmacklich neu positioniert.
Der neue Don Papa 7 und der neue Don Papa Baroko
Der neue Don Papa 7 geht bewusst den anderen Weg und kommuniziert offen den neuen Geschmack. Der neue Don Papa 7 ist trockener, hat leicht holzige Noten und eine Spur von dunklem Honig im Abgang. Seine Reifezeit verbringt dieser Rum auf Ex-Bourbon Whisky-Fässern und auf Ex-Rioja Wein-Fässern. Durch diese neue Lagerung erhält der Don Papa 7 mehr geschmackliche Tiefe als sein Vorgänger. Äußerlich ist allerdings ein genauer Blick auf die Flasche erforderlich, um den alten vom neuen Don Papa 7 unterscheiden zu können.
Unterhalb des Markennamens stand beim alten Don Papa „Small Batch“ und beim neuen Don Papa steht dort „Single Island“. Allerdings sind die 0,7 Liter Abfüllungen vom alten Don Papa auch praktisch ausverkauft, so dass man diese nur noch aus 2. Hand wird erwerben können.
Als zweiter Nachfolger des alten Don Papa 7 fungiert der Don Papa Baroko, der als Spirituose auf Rum-Basis auf den Markt kommt. Der Baroko reift ausschließlich auf Ex-Bourbon-Fässer und wird explizit nicht als Rum vermarktet. Dies deutet darauf hin, dass entweder der Zuckergehalt über 20g/Liter liegt und/oder der Basis-Rum zusätzlich aromatisiert wurde. Don Papa Baroko ist auf jeden Fall die richtige Wahl, wenn man sich ein üppig-exotisches und vollmundiges Aroma wünscht.
Augen auf beim Don Papa-Kauf! Denn der neue Don Papa 7 wird nicht den Geschmacksnerv jeden Liebhabers treffen. Bei einem Rum für deutlich über 30 Euro ist es auch schade, wenn man eine angebrochene Flasche nicht austrinken mag. Daher unser Tipp: Erstmal eine kleinere Abfüllung kaufen und verkosten und auch einmal mit dem Don Papa Baroko vergleichen. Beim Botucal Rum gab es in letzter Zeit vermehrt Kunden-Rückmeldungen über geschmackliche Veränderungen. Ob dies tatsächlich schon an einer Umstellung der Rezeptur liegt oder andere Ursachen hat, ließ sich bei diesem sehr beliebten venezolanischen Rum bisher leider nicht feststellen. Daher unser Fazit und als Dank für die offene Kommunikation: Don Papa ante portas! Chapeu!