Ettaler Klosterlikör – Spirituose mit geschützter geografischer Angabe


Ettaler Klosterlikör wird gemäß der Verordnung (EG) Nr. 110/2008 als Likör klassifiziert. Ettaler Klosterlikör wird in der Gemeinde Ettal welche im Landkreis Garmisch-Partenkirchen im Freistaat Bayern liegt hergestellt. Dabei werden drei verschiedene Varianten produziert, nämlich die Varianten "Gelb", "Grün" und "Heidelbeer" welche unter anderem aus Kräutern und Gewürzen hergestellt werden.

Eigenschaften des Ettaler Klosterlikörs

Variante: Ettaler Klosterlikör Gelb:

Mindestalkoholgehalt bei 20 °C (Vol.-Anteil Alk.): 40

Klarheit: klar

Farbe: safrangelb

Verwendete Zutaten: Auszüge (Mazerate) aus Kräutern mit Hilfe von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, Safran, süßende Erzeugnisse, darunter Honig und karamellisierter Zucker, Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke.

Gesamtzuckergehalt: 265 g/Liter, berechnet als Invertzucker (plus Bienenhonig)

Variante: Ettaler Klosterlikör Grün:

Mindestalkoholgehalt bei 20 °C (Vol.-Anteil Alk.): 42

Klarheit: klar

Farbe: zartes lindgrün

Verwendete Zutaten: Auszüge (Mazerate, Digerate oder Perkolate) aus Kräutern mit Hilfe von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, süßende Erzeugnisse, Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke.

Gesamtzuckergehalt: 170 g/Liter, berechnet als Invertzucker

Merkmale des Ettaler Klosterlikörs

Der Geruch des Ettaler Klosterlikörs Gelb ist zart nach Kräutern, mit leichter Honig- und Vanilleduftnote, die auch durch Lagerung im Holzfass entstanden ist. Der Geschmack ist geprägt von weichen vollmundig würzig, kräuterig milden Noten.

Der Geruch des Ettaler Klosterlikörs Grün ist deutlich würziger nach Kräutern, mit einer leichten Melisse-Vanille Note. Der Geschmack ist leicht herb mit würzig weichen Kräuternoten.

Bei allen drei Klosterlikör-Varianten (gelb, grün, Heidelbeer) wird ein höherer Mindestalkoholgehalt als der für Likör EU-rechtlich vorgeschriebene Mindestalkoholgehalt von 15 % vol. eingehalten, nämlich 40 % vol bei der Variante gelb, 42 % vol. bei der Variante grün und 25 % vol bei der Variante Heidelbeer.

Die Kräuter zur Herstellung der Alkoholauszüge für die Klosterlikörvarianten gelb und grün stammen zu einem großen Teil aus dem abteieigenen Kräutergarten oder aus den Ammergauer Alpen. Zur Herstellung der Alkoholauszüge (Mazerate) wird nur Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs verwendet, der Geruch und Geschmack der verwendeten Kräuter nicht abschwächt. Bei allen drei Klosterlikör-Varianten werden die Alkoholauszüge destilliert.

Bei den Klosterlikör-Varianten gelb und grün werden die Kräuter-/Alkoholauszüge mindestens 6 Monate in Eichenholzfässern gereift. Der bei der Klosterlikör-Variante gelb zur Verfeinerung beigemischte Honig stammt aus der klostereigenen Imkerei. Farbstoffe und künstliche Aromastoffe werden nicht verwendet. Der Verkauf erfolgt in edlen Barockflaschen.

Herstellung des Ettaler Klosterlikörs

Im ersten Arbeitsschritt werden ausgesuchte Kräuter und Gewürze gewogen, gemahlen und gemischt. In beiden Varianten handelt es sich um mehr als 30 verschiedene Kräuter und Gewürze.

„Ettaler Klosterlikör Gelb“: charaktergebend sind insbesondere Safran, Orangenblüte, Galgant, Anis, Ingwer 

„Ettaler Klosterlikör Grün“: charaktergebend sind insbesondere Wacholder, Kümmel, Zitronenschale, Enzianwurzel, Pfefferminze 

Diese Kräuter-/Gewürzmischung wird sodann mit Hilfe von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs mazeriert und in der Brennblase mit einem Ethylalkohol/Wassergemisch unter Zugabe pflanzlicher ätherischer Öle abdestilliert.

Das so gewonnene Destillat wird mit Zucker gesüßt und noch ein pflanzliches Mazerat zugesetzt.

Anschließend wird diese Destillat-Mazerat-Mischung mit aufbereitetem Trinkwasser auf Trinkstärke gebracht. Sodann wird Honig dazu gegeben, der zuvor in aufbereitetem Trinkwasser gelöst wurde. Anschließend reift dieses Getränk noch in Eichenholzfässern. Bei der Klostervariante gelb ist dies Safran und Berghonig von der klostereigenen Imkerei.

Als letzter Arbeitschritt erfolgt die Abfüllung in Flaschen und das Etikettieren und Verpacken.

Mit Ausnahme des verwendeten Ethylalkohols landwirtschaftlichen Ursprungs, der eingekauft wird, erfolgen alle Herstellungsschritte in der Gemeinde Ettal, also auch die Reifung bzw. Lagerung der Klosterlikör-Varianten grün und gelb in Eichenholzfässern. 

Die Abfüllung des Klosterlikörs erfolgt traditionell in der Benediktinerabtei Ettal. Die barocken Likörflaschen sind Sonderanfertigungen, bei denen eine Abfüllung durch externe Abfüller derzeit nicht praktikabel ist. 

Gleichwohl ist grundsätzlich auch eine Abfüllung außerhalb des definierten Produktionsgebietes möglich und zulässig.


Angaben zum geografischen Gebiet des Ettaler Klosterlikörs

Die Rezepturen für die Klosterlikör-Varianten „Ettaler Klosterlikör Gelb“ und „Ettaler Klosterlikör Grün“ stammen aus dem 16. Jahrhundert. Diese wurden von der Klosterapotheke, die Teil der Benediktinerabteil Ettal war, zusammengestellt.

1803 wird das Kloster Ettal im Zuge der Säkularisation aufgehoben und die Ettaler Klosterapotheke öffentlich zum Verkauf angeboten. Ein Arzneischrank des Klosters kommt in den Besitz der Familie Byschl, die 1822 in Garmisch die erste Apotheke eröffnete. In diesem Arzneischrank befand sich -zunächst unentdeckt -das alte Rezept für den Ettaler Klosterlikör. Das Apothekergeschlecht der Byschls stellte diesen Likör unter dem Namen "AltEttaler Abt-Liqueur" in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder her.

1900 wird das Kloster Ettal von den Mönchen des Klosters Scheyern wiedererrichtet. Schon bald danach erhält das Kloster das Rezept für den Ettaler Klosterlikör zurück.In den Gewölben des Klosters entsteht eine eigene Destillerie. Dort lagern und reifen die Liköre in großen Holzfässern. Um 1911 wird die markante "Barockflasche" entwickelt, die die Einzigartigkeit des Ettaler Klosterlikörs hervorhebt.

Der „Ettaler Klosterlikör“ genießt Weltruf. Die Benediktinerabtei Ettal ist ein touristisch viel besuchter Ort in Bayern. Viele Touristen aus dem In-und Ausland nehmen einen Ettaler Klosterlikör als Andenken oder Geschenk mit sich nach Hause. Die Menschen in der Region rund um die Benediktinerabteil Ettal und die Touristen assoziieren den „Ettaler Klosterlikör“ als regionales und bayerisches Erzeugnis. Gibt man im Internet das Reiseziel „Kloster Ettal“ ein, erhält man zahlreiche einschlägige Artikel, die die Berühmtheit des Klosters Ettal herausstellen. Auch in gedruckten Reiseführern über den Freistaat Bayern und die Region rund um Ettal z.B. DuMont, Baedecker, wird immer auch der Likör erwähnt. Schließlich gibt es auch in der Literatur einige Hinweise zum Ettaler Klosterlikör.

Aufgrund diverser bilateraler Abkommen der Bundesrepublik Deutschland mit bestimmten Staaten zum gegenseitigen Schutz von geografischen Herkunftsangaben ist „Ettaler Klosterlikör“ seit den 1960-er Jahren unter anderem in Frankreich, Spanien, Griechenland und der Schweiz als geografische Herkunftsangabe geschützt. Der Rat (in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament) hat beim Erlass der ersten europäischen Spirituosen-Verordnung (EWG) Nr. 1576/89 „Ettaler Klosterlikör“ als geografische Bezeichnung anerkannt, wohl wissend, dass dieses Erzeugnis schon damals ausschließlich in der Benediktinerabteil Ettal hergestellt wurde. Rat und Europäisches Parlament haben diesen Schutz beim Erlass der zweiten europäischen Spirituosenverordnung (EG) Nr. 110/2008 bestätigt.

In den Ammergauer Alpen rund um die Benediktinerabtei Ettal gediehen schon immer besondere Kräuter und Gewürze, die Ausgangsrohstoffe für den Ettaler Klosterlikör waren und sind. Klöster übernahmen schon früh auch die Forschung und das Experimentieren über die Heilkraft der Kräuter, die mit Hilfe von Alkohol ihre Wirksamkeit entfalten konnten. Die Inhaltsstoffe dieser Kräuter und Gewürze wurden ab einer bestimmten Zeit auch als Genussmittel eingesetzt. Da die Wälder und Moosgebiete rund um das Kloster Ettal ausgiebige Vorkommen der Heidelbeere aufweisen, wurde die Fruchtsaftlikörvariante 1965 eingeführt. Die Zutaten und die Technik der Likörbereitung wurden immer vom jeweiligen Abt auf zwei Mönche weitergegeben und von diesen kultiviert.