Geschichten rund um Alkohol


Die Geschichte vom „blau sein“

Interessant zum Beispiel ist die Frage, woher eigentlich der Begriff „blau sein“ für jemanden, der vielleicht doch ein Glas zu viel über den Durst getrunken hat, überhaupt kommt. Die Entstehung geht auf das Mittelalter zurück, da dort der wichtigste Farbstoff zum Färben von Kleidung Indigo war, da dieser besonders günstig zu erwerben und die Herstellung der Kleidung damit nicht all zu teuer war. Für die Blaufärberei musste es vor allem heiß sein und die Sonne scheinen, da die gefärbten Kleidungsstücke in der Sonne trocknen mussten. Zum Färben der Kleidung waren Waidblätter notwendig, diese wurden jedoch mit einer Flüssigkeit bedeckt, mit welcher man wohl nicht gerechnet hätte: menschlichem Urin. Durch Die Lagerung in der Sonne und der damit verbundenen Gärung, löste sich der Farbstoff aus den Blättern. Für die damaligen Arbeiter waren die chemischen Hintergründe natürlich völlig unklar, sie merkten nur, dass die Gärung verstärkt wurde sobald man schon vorher Alkohol hinzugab. Da auch Alkohol zu der Zeit  teuer und vor allem zu schade gewesen wäre, ihn einfach in die Farbmischung zu schütten, nutzten die Arbeiter den Umweg über ihren eigenen Körper. Die blaue Farbe in der Kleidung entstand aber abschließend erst, nachdem die Kleidung in der Sonne anständig getrocknet war. Da die Arbeiter zu dieser Zeit betrunken in der Sonne lagen, wurde gesagt, die Färber wären blau.

Gute Weinjahre – schlecht für die Menschen

Immer wieder gibt es im Anbau von Wein gute und schlechte Jahre. Bedingt durch die Natur waren vor allem früher die Weinbauer auch eingeschränkt in ihren Möglichkeiten. So konnte zum Beispiel durch starke Frostschäden eine ganze Ernte hinfällig werden. Aber auch übermäßige Hitze und Trockenheit im Sommer können die Weinreben im Wachstum beeinträchtigen. Im Jahr 1540 soll ein gutes Weinjahr gewesen sein, zwar durchaus durch Hitze und Trockenheit geprägt, jedoch sollen gerade in Württemberg die Winzer eine besonders gute Ernte eingefahren haben. In Folge dessen kamen dort tragischer Weise vom warmen Herbst 1540 bis zum Beginn der Fastenzeit im Folgejahr 400 Menschen beim Zechen ums Leben.

Alkohol – harmlos oder doch heimtückisch?

Im 16. und 17. Jahrhundert gab es erste Versuche den Alkoholkonsum einzugrenzen und die ersten Abstinenzvereine entstanden. So gründete sich der „St. Christoph Orden zur Abstellung des Fluchens und des Zutrinkens“ und der „Pfälzische Orden vom goldenen Ring“. Diese sortierten Alkohol in zwei verschiedene Kategorien. Die erste waren die „harmlosen“, zu welchen Bier und Wein zählten. Die zweite waren die „heimtückischen“, hier sind Schnaps und Branntwein zu nennen. Die Orden legten fest, dass nicht mehr als sieben Ordensbecher pro Mahlzeit an Wein zulässig sind und nicht mehr als zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich genommen werden dürfen. Gegen den Durst hatten die Ordensbrüder Wasser oder Bier zu konsumieren.

Die Branntweinpest

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in Deutschland zu neuen Herstellungsmöglichkeiten für Branntweine. Durch die Nutzung von Kartoffeln bei der Destillation konnten die Preise für Schnaps erheblich gesenkt werden. Die neuen Brennereien, die die hohe Nachfrage für den günstigen Schnaps decken wollten, entstanden dort, wo besonders viele Kartoffeln angebaut wurden, im Norden und Osten Deutschlands. Der Konsum des Kartoffelschnapses gehörte nun auch für die unteren Bevölkerungsschichten zum Tag dazu. Um 1800 lag der Konsum von Branntwein in Preußen bei zwei bis drei Litern pro Jahr, 1830 betrug dieser aber schon acht Liter, in Brandenburg wurden Spitzenwerte von bis zu 13 Litern erreicht. Der schnelle Wandel der Trinkgewohnheiten, hinfort von Bier und zugewandt dem Branntwein, erinnerte an eine Seuche, deshalb wird diese Zeit auch Branntweinpest genannt.

Spirituosen zur Stärkung der Truppe

Betrunkene Offiziere, angetrunkene Soldaten – aus heutiger Sicht undenkbar, dass sich zwei angetrunkene Armeen gegenüber stehen. Im ersten Weltkrieg war das noch anders. Im Roman „Erziehung von Verdun“ schrieb Arnold Zweig einmal „Man kann den Krieg führen ohne Frauen, ohne Munition, sogar ohne Stellungen, aber nicht ohne Tabak und schon gar nicht ohne Alkohol.“ So war es für die Franzosen üblich Rotwein zu konsumieren, die Russen tranken Wodka und die Briten konsumierten Rum. Deutsche Soldaten hatten pro Tag ein Zehnliter Fass Branntwein zur Verfügung, welches hauptsächlich in Form von Schnaps, von den Bayern in Form von Bier konsumiert wurde. Dies diente der Hebung der Kampfmoral an der Front und sollte die Soldaten bei Laune halten.