Haltbarkeit von Spirituosen
Blog Haltbarkeit von Spirituosen
Ist man sich einmal nicht sicher, ob noch ein Produkt gut ist, das sich schon länger im heimischen Kühlschrank oder anderswo zu Hause befindet, hilft oft ein Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum – kurz MHD – als erste Orientierung. Doch anders als bei einer Packung Milch oder Saft ist laut Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) die Angabe eines MHD „nicht erforderlich bei Wein, Likörwein, Schaumwein, […] Getränken mit einem Alkoholgehalt von 10 oder mehr Volumenprozent“ (LMIV 2018: Anhang X). Das erklärt erst einmal, weshalb sich auf den Flaschen von Spirituosen sehr oft kein MHD befindet. Dennoch bleibt am Ende die Frage übrig: was mache ich jetzt mit meiner alten Whiskey- oder der angebrochenen Eierlikörflasche?
Hochprozentige Spirituosen (> 35% vol.)
Egal ob Whisky, Vodka, Gin, Obstbrände oder hochprozentige Liköre, Spirituosen mit einem hohen Alkoholgehalt sind vor allem geschlossen praktisch unbegrenzt haltbar. Der hohe Anteil an Alkohol ist dabei ein natürliches Konservierungsmittel und verhindert damit die Vermehrung bzw. überhaupt das Vorkommen von Keimen, wie z. B. Bakterien. Aufgrund dessen sind hochprozentige Spirituosen selbst geöffnet viele Jahre haltbar und sogar genießbar. Einzig der Geschmack sowie das Aussehen der einzelnen Produkte können sich mit der Zeit verändern, da dann wieder ein leichter Alterungsprozess einsetzt. Um dem zumindest etwas entgegenzuwirken, gibt es sowohl für geschlossene als auch für offene Spirituosen ein paar Hinweise zur Lagerung. Als ein Beispiel ist der Jamingo 52 selbst geschlossen in seiner Farbe sonnen- sowie wärmeempfindlich und erhält im Alterungsprozess eine bernsteinähnliche Farbe. Diese Veränderungen haben jedoch keinen negativen Einfluss auf die Qualität. Dennoch wird eine stets trockene und kühle Aufbewahrung seitens des Herstellers empfohlen.
Zwei weitere Beispiele Whisky und Vodka
Neben Drehverschlüssen gibt es ebenso Whiskys mit einem Korkenverschluss (z. B. der Cardhu 12 Jahre Single Malt Whiskey). Dieser ist, im Gegensatz zum Einmalkorken beim Wein, ein Gebrauchskorken und verschließt aufgrund dessen die Flasche nicht zu 100%. Um dabei dem Verlust von Flüssigkeit und vor allem dem Verdunsten von Alkohol entgegenzuwirken, sollten die Flaschen stets stehend und ebenfalls kühl gelagert werden. Selbst bei Drehverschlüssen ist es ratsam diese nach einiger Zeit nachzuziehen, da sie sich mit der Zeit ebenfalls lockern. Zudem sollte zum Erhalt der Produktfarbe die Flasche – z. B. in der Produktverpackung oder im trockenen Keller – vor Sonne bzw. Lichteinstrahlung geschützt werden. Ist der Whisky erst einmal geöffnet, wird sich aufgrund der stärkeren Oxidation – also der Reaktion der Inhaltsstoffe mit dem Sauerstoff in der Luft – der Geschmack bzw. die beinhalteten Aromen verändern. Dabei ist nicht absehbar, ob dies zu einem besseren oder einem schlechteren Geschmackserlebnis führt.
Ähnlich wie beim Whisky ist auch beim Vodka der Verschluss für den Erhalt des Geschmacks ausschlaggebend. Richtig und luftdicht verschlossen, behält ein Vodka sowohl seinen kräftigen Geschmack als auch seinen Alkoholgehalt und lässt sich somit lange Zeit, sogar im geöffneten Zustand, genießen. Absolut Vodka empfiehlt, unabhängig vom Öffnungszustand der Flaschen, diese an einem dunklen sowie kühlen Ort aufzubewahren. Die Zimmertemperatur ist dabei ausreichend, jedoch sollte auf jeden Fall direkte Lichteinstrahlung und Hitze vermieden werden. Die Sorten mit Geschmack reagieren dabei empfindlicher, nachdem sie geöffnet wurden, weswegen Absolut empfiehlt diese innerhalb von zwei Jahren zu verbrauchen. Ob mit oder ohne Aromatisierung, offen oder geschlossen, ein Konsum nach mehreren Jahren ist zwar nicht gefährlich, derselbe Geschmack bzw. Geruch des Produkts kann jedoch nicht mehr gewährleistet werden.
Niedrigprozentige Spirituosen (≤ 35% vol.)
Spirituosen mit einem Alkoholgehalt von bis zu 35% vol., zu denen viele Liköre gehören, sind je nach Alkohol- und Zuckergehalt unterschiedlich haltbar. Umso höher der Anteil von Zucker und Alkohol ist, desto länger halten sich die Liköre, bis über mehrere Jahre hinweg. Dabei leidet ein Likör weniger an seiner Verderblichkeit als vielmehr an den starken Oxidationsvorgängen und den damit einhergehenden Geschmacksverlust. Daher ist eine über mehrere Jahrzehnte lange Lagerung – egal ob ungeöffnet oder geöffnet – von Likören nicht sinnvoll und bringt anders als bei anderen weitaus hochprozentigeren Spirituosen keine Wertsteigerung mit sich. Nachdem öffnen eines Likörs empfiehlt es sich daher diesen zügig zu verbrauchen. Dies bedeutet jedoch nicht einen Likör innerhalb weniger Tage oder Wochen verbrauchen zu müssen. Als Beispiel wird uns auf Nachfrage bei Malibu speziell für den Likör empfohlen diesen ungeöffnet lediglich nicht der Sonne auszusetzen. Geöffnet sollte die Flasche jedoch stehend an einem trockenen, kühlen, lichtgeschützten Ort gelagert werden und innerhalb eines Jahres verbraucht werden, um vor allem den Geschmacksverlust zu minimieren. Nach Ablauf dieses Zeitraums beginnt dann das volle Aroma weniger zu werden und erreicht nicht mehr die gewohnte Qualität.
Creme-Likör
Genau wie die anderen Spirituosen benötigen Creme-Liköre, trotz Eier oder Sahnezusatz, kein MHD. Auch hier wirken der relativ hohe Alkoholanteil und der enthaltene Zucker wie ein natürliches Konservierungsmittel, sodass eine etwas längere Aufbewahrung unbedenklich ist. So gibt z. B. Verpoorten selbst 1-2 Jahre für die Lagerung einer original verschlossenen Eierlikörflasche an, ohne dabei eine Minderung der Qualität erleiden zu müssen. Für geöffnete Flaschen empfiehlt Verpoorten diese kühl, lichtgeschützt sowie aufrecht stehend – am besten im Kühlschrank – aufzubewahren und diese innerhalb von 6 Monaten aufzubrauchen. Der wohl bekannteste Sahnelikör von Baileys ist eine der wenigen Creme-Liköre, die ein MHD auf der Flasche gedruckt bekommen (andere sind z. B. der Manner Neapolitaner Cremelikör oder der Kerrygold Irish Cream). Dabei dient das MHD mehr einer Qualitätsgarantie als der Haltbarkeit des Likörs. Baileys versichert 24 Monate nach Herstellung denselben Geschmack des Produkts, bei einer trockenen sowie lichtgeschützten Aufbewahrung zwischen 0°C und 25°C. Dies sowohl für ungeöffnete als auch geöffnete Flaschen.
Folgendermaßen sind bei einer korrekten Aufbewahrung selbst geöffnete Creme-Liköre über wenige Monate unbedenklich genießbar. Höchstens der Frischegeschmack leidet umso mehr, je länger eine Flasche aufgehoben wird.
Unser Fazit
Wie lange Spirituosen im Endeffekt wirklich haltbar sind, lässt sich pauschal schwer sagen. Ein hoher Alkohol- oder auch Zuckergehalt tragen positiv zu der Langlebigkeit von Spirituosen bei. Ungeöffnete hochprozentige Spirituosen sind daher praktisch auf ewig haltbar. Schwierigkeiten dabei machen hauptsächlich ein nicht dichter Verschluss oder die falsche Lagerung. Daher ist es immer empfehlenswert jede Spirituose – ob geöffnet oder geschlossen – trocken, kühl, aufrecht stehend und geschützt vor Wärme und Licht zu lagern. Sind Spirituosen erst einmal geöffnet unterliegen sie aufgrund der Oxidation vor allem geschmacklichen Veränderungen, wie dies insbesondere bei Whiskys und Likören der Fall ist. Vor allem bei den Creme-Likören ist es ratsam den Angaben der Hersteller zu folgen, die sich oft auf der Homepage oder der Flasche selbst finden lassen.
Unterm Strich ist es am einfachsten die fragliche Spirituose einer eigenen kleinen Geschmacks- und Geruchsprobe zu unterziehen und zu testen, ob sich Zweifel an dessen Haltbarkeit bestätigen oder nicht. Danach kann diese entweder entsorgt oder weiter ohne Bedenken genossen werden.