Japanischer Whisky: mehr als ein Exot
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Die Pioniere japanischen Whiskys
Zwei zentrale Figuren, die dafür verantwortlich sind, dass japanischer Whisky heute auch international geschätzt und vielfach ausgezeichnet ist, waren Masataka Taketsuru und Shinhiro Torii. Der Japaner Masataka Taketsuru belegte im Jahr 1918 mehrere Kurse in organischer Chemie an der Universität von Glasgow um sich Grundlagenwissen für die Produktion von Whisky aneignen zu können, das für die Produktion japanischen Whiskys unabdingbar war. Im Anschluss arbeitete er bei mehreren schottischen Brennereien und heiratete 1920 die Schottin Jessie Roberta "Rita" Cowan gegen den Widerstand seiner und ihrer Familie. Noch im selben Jahr zog das Paar nach Japan da Masataka nach wie vor plante japanischen Whisky nach dem Vorbild schottischer Produktion herzustellen.
Zurück in Japan arbeitete er zunächst für Shinhiro Torii, der 1899 sein erstes Geschäft für den Verkauf importierter Weine eröffnet hatte und seit 1907 einen süßen roten Wein unter dem Namen Akadama Port Weine verkaufte. Im Zuge der Expansion änderte Torii den Namen der Firma zu Kotobukiya und baute 1923 Japans erste Whiskybrennerei, die Yamazaki Brennerei. 1924 begann die Produktion in der Brennerei in der Osaka Präfektur auf der Hauptinsel Japans und fünf Jahre später wurde mit dem Suntory Whisky Shirofuda (White Label) der erste japanische Single Malt Whisky verkauft, der später Namensgeber wurde als Kotobukiya in Suntory umbenannt wurde und heute nicht nur eine Vielzahl ausgezeichneter Whiskys produziert, sondern auch 2014 den größten Produzenten amerikanischen Bourbons, Jim Beam, für 16 Milliarden US$ aufkaufte und inzwischen als Beam Suntory agiert.
Masataka Taketsuru selbst eröffnete 1934 seine eigene Whiskybrennerei als Teil seiner Firma Dai Nippon Kaju K.K. in Yoichi auf der japanischen Insel Hokkaido. Taketsuru war der Meinung dort Bedingungen vorzufinden, die den schottischen am ähnlichsten und deshalb Garant für vergleichbaren Whisky seien. Später änderte auch die Firma Taketsurus ihren Namen in Nikka und stellt auch heute noch renommierten japanischen Whisky her.
Aktuelle Aufnahme aus dem Inneren der Yamazaki Whiskybrennerei.
Ausgezeichneter japanischer Whisky
Jim Murray's Whisky Bible gilt für Freunde des "Wasser des Lebens" seit ihrer ersten Auflage im Jahr 2004 als Maß hervorragenden Whiskys. Die ausgezeichneten Whiskys sind häufig bereits einige Stunden nach Veröffentlichung der Ergebnisse vergriffen. Als Ende letzten Jahres der Yamazaki Sherry Cask in Jim Murray's Whisky Bible als bester Single Malt des Jahres 2015 gekürt wurde, war die Überraschung groß dass erstmals ein japanischer Whisky den Titel für sich beanspruchen konnte. Dieser Whisky ohne Altersangabe reifte im Gegensatz zu Abfüllungen mit Sherry Cask Finish ausschließlich in erstbefüllten Sherryfässern und begeistert bereits in der Nase mit feinen Noten von gerösteten Nüssen, aufgeweichten Rosinen, Kakao, Nelken und Zimt und einer kräftigen Sherrynote. Nicht wenige kritisierten jedoch die Sherrynoten würden am Gaumen die nuancierten Aromen des japanischen Single Malts verdrängen, dessen Noten von Pflaume und getrockneten Früchten Probleme hätten sich gegen den bitteren Sherry behaupten zu können.
Viele ziehen dem Yamazaki Sherry Cask den zwölfjährigen Hakushu Single Malt Whisky vor, der ebenfalls von Suntory produziert wird. Die Hakushu Whiskybrennerei wurde 1973 gegründet und befindet sich in einem Wald am Hang des Bergs Kaikoma im Innenland der Hauptinsel Japans. Das Wasser in dem Gebiet um die Hakushu Whiskybrennerei fließt durch mehrere Lagen Granit weshalb es sich insbesondere für den weichen Whisky eignet, der dort gebrannt wird. In der Nase vernimmt man beim zwölfjährigen Hakushu Single Malt Whisky geröstete Gerste, nussiges Brot und gehackte Mandeln. Noten von Milchschokolade und Gras sorgen für Süße und Frische. Am Gaumen trifft beim zwölfjährigen Hakushu Single Malt Whisky fruchtige Noten auf herbere Nuancen von Kräutern und Gras mit einer kräftigen Spur Rauch. Im relativ kurzem Finish kommt noch einmal Fruchtigkeit von Orangenschale zum Tragen, die mit Noten von Mineralien gepaart ist und dem zwölfjährigen Hakushu Single Malt Whiskys einen individuellen und kräftigen Charakter verleiht.
Eine Flasche zwölfjähriger Hakushu Single Malt Whisky. (Bild: Beam Suntory)
Whisky Tradition von Nikka
Neben dem japanischen Whisky aus der Hakushu Whiskybrennerei von Beam Suntory produziert die Firma des zweiten japanischen Whisky Pioniers, Masataka Taketsuru, auch noch heute unter dem Namen Nikka hervorragenden Whisky, der dem Whisky von Beam Suntory zumindest ebenbürtig ist. Neben dem siebzehnjährigen Nikka Taketsuru Pure Malt hat sich Nikka auch eine Vielzahl exklusiver Blends spezialisiert, bei denen ausgewählte Destillationen miteinander vermählt werden.
Ein besonders ansprechender Whisky ist der Nikka Whisky from the Barrel, der bereits durch seine rechteckige Flasche und seine minimalistische Verpackung ins Auge sticht. Außergewöhnlich ist auch das unschlagbare Preis-Leistungs-Verhältnis des Nikka Whisky from the Barrel, da man für den Preis eines besseren Scotch Single Malt Whisky hier einen japanischen Whisky in bester Cask Strength Qualität erhält. Nach der Vermählung von Malt Whisky und Grain Whisky wird der Nikka Whisky from the Barrel erneut in Fässern eingelagert aus denen die Flaschen direkt abgefüllt werden. Mit seinen 51,4 % ist der Nikka Whisky from the Barrel allerdings nicht sperrig, sondern beweist bereits in der Nase einen wunderbar ausgewogenen Körper mit Noten von frisch geschnittenen Blumen, Gewürzen, frischen Früchten und einer Spur Eiche. Am Gaumen erkennt man den vollen Charakter des Nikka Whisky from the Barrel: winterliche Gewürze, Toffee, Karamell und Vanille treffen erneut auf die fruchtige Süße, die man bereits in der Nase vernehmen konnte. Im langen und wärmenden Finish kommt ein letztes Mal Fruchtigkeit zum Tragen, die sich wunderbar mit Gewürzen und Noten von Eiche ergänzt. Nicht nur zur Weihnachtszeit ein wunderbares Geschenk für Freunde japanischen Whiskys.
Eine Flasche Nikka Whisky from the Barrel. (Bild: Flickr/Mark)
Japanischer Whisky aus unabhängiger Produktion
Neben Beam Suntory und Nikka gibt es in Japan noch zahlreiche weitere Brennereien, die eine ähnliche Entwicklung wie Nikka und Suntory durchliefen und heute noch japanischen Whisky produzieren. Ein Beispiel hierfür ist die White Oak Distillery, die sich heute in der Nähe von Kobe befindet und bereits 1919 die Lizenz Erwarb Whisky zu destillieren und damit auf die älteste Tradition bei der Produktion japanischen Whiskys zurückblicken kann. Ursprünglich auf Sake und Shochu spezialisiert konzentrierte man sich ab dem Neubau der Whiskybrennerei bei Kobe ausschließlich auch Whisky weshalb die älteren Produkte der White Oak Distillery unter Kennern sehr gefragt sind.
Der Akashi Blended Whisky ist das Aushängeschild der White Oak Distillery und gleichzeitig einer der beliebtesten japanischen Whiskys. Dieser japanische Blended Whisky ist eine Vermählung aus 30 % Malt Whisky und 70 % Grain Whisky und lagert insgesamt fünf Jahre in zwei unterschiedlichen Fässern. Nach drei Jahren Lagerung in Ex-Bourbon Hogsheads wird der Akashi Blended Whisky in frische Fässer aus Weißeiche umgefüllt in denen er zwei weitere Jahre lagert. In der Nase bestechen kraftvolle Getreidenoten mit Spuren von Honig. Außergewöhnliche Aromen von Kamille und Sherry prägen den Akashi Blended Whisky am Gaumen. Der cremige Körper wird zusätzlich durch Vanille und Noten amerikanischer Eiche ergänzt, die sich mit der Süße von Pfirsich und Rosinen ergänzen. Im Finish ist der Akashi Blended Whisky lang und würzig mit fein ausbalancierten Nuancen. Ein geeigneter Whisky für Einsteiger in die Welt japanischen Whiskys.
Eine Flasche Akashi Blended Whisky vor einer Flasche Akashi Single Malt Whisky.