Ostpreußischer Bärenfang – Spirituose mit geschützter geografischer Angabe


"Ostpreußischer Bärenfang" ist eine gesüßte Spirituose, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs mit Honig und ggf. Kräutern oder Gewürzen wie z. B. Zimt oder Vanille gewonnen wird. Ggf. werden dieser Spirituose weitere süßende Erzeugnisse wie z.B. Zucker zugegeben.


Eigenschaften des Ostpreußischen Bärenfangs

- Vorhandener Alkoholgehalt der trinkfertigen Ware: mindestens 30 % vol

- Extraktgehalt: mindestens 400 g je Liter

- Honiganteil: mindestens 25 kg je 100 Liter Fertigware

- Klarheit: klar oder trüb

- Farbe und Aussehen: honiggelb, dickflüssiger als andere Spirituosen

- Geruch: typisches Honigaroma, ggf. auch würzige Töne je nach den verwendeten weiteren Zutaten z. B. nach Zimt oder Vanille.

- Geschmack: nach Honig und ggf. nach den verwendeten weiteren Zutaten, z. B. nach Kräutern, Zimt oder Vanille

- Verwendete Zutaten: Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, Honig, ggf. weitere süßende Erzeugnisse, ggf. Kräuter oder Gewürze wie z.B. Zimtstange, Vanilleschote oder Gewürznelke, Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke. Allerdings muss der Honigcharakter der vorherrschende Geschmackseindruck sein.

Merkmale des Ostpreußischen Bärenfangs

- Höherer Mindestalkoholgehalt von 30 % vol gegenüber dem für sonstige Spirituosen vorgeschriebenen Mindestalkoholgehalt von 15 % vol.

- Mindestgehalt an Honig von 25 kg je 100 Liter Fertigware, dies entspricht etwa 18 Liter Honig je 100 Liter Fertigware.

- Zuckerkulör und weitere Farbstoffe werden nicht zugesetzt.

Herstellung des Ostpreußischen Bärenfangs

„Ostpreußischer Bärenfang“ wird insbesondere auf Grundlage von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs und Honig hergestellt. Ggf. werden Kräuter oder Gewürze und weitere süßende Erzeugnisse zugegeben.

Im ersten Arbeitsschritt wird in der Regel Blütenhonig in Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs aufgelöst. Bärenfang wird meistens aus Blütenhonig hergestellt, da die Verwendung von Waldhonig (Honig aus Honigtau) eine bittere Note verursachen kann. Ggf. gibt man zusätzliche Kräuter, pflanzliche Rohstoffe oder Gewürze wie z. B. Vanilleschoten, Zimtstangen, Nelken oder Zitronenschalen dazu, rührt diese Mischung gut durch und lässt sie einige Tage ziehen.

Danach wird in einem zweiten Arbeitsschritt der Bärenfang gefiltert und eventuell zum Reifen in ein dunkles Gefäß gefüllt. Die Spirituose darf nicht zu kalt aufbewahrt werden, weil sonst der Honig wieder auskristallisiert.

Nach der Lagerung oder Reifung schließt sich die Fertigstellung an, die folgende Schritte beinhaltet:

- die Herabsetzung des hochprozentigen Bärenfanges auf Trinkstärke mit Wasser,

- die Abfüllung in Flaschen oder andere geeignete Verkaufsbehälter, und

- das Etikettieren und Verpacken.

Angaben zum geografischen Gebiet des Ostpreußischen Bärenfangs

„Ostpreußischer Bärenfang“ wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Ostpreußen, das bis dahin zum Deutschen Reich gehörte, gewonnen. „Ostpreußischer Bärenfang“ war eine Art Nationalgetränk in Ostpreußen. Viele Hersteller konnten auf eine langjährige Tradition in der Herstellung der Spirituose „Ostpreußischer Bärenfang“ zurückblicken.

Allerdings befinden sich die Hersteller von „Ostpreußischer Bärenfang“ heute nicht mehr in Ostpreußen, sondern in ganz Deutschland, weil die Hersteller dieser Spirituose kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in den Westen flohen, in ihrem wenigen Gepäck aber das Rezept für diese kostbare Spirituosenspezialität mitnahmen.

Aufgrund der einfachen Herstellung wurde Bärenfang in Ostpreußen auch gerne zu Hause zubereitet, dabei wurde aber in der Regel hochprozentiger Wodka statt Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs verwendet.

Der Legende nach haben ostpreußische Bauern mit Bärenfang einen wilden Bären gefangen, dem sie aufgrund des Jagdverbots, nicht anders habhaft werden konnten. Der Bär, vom Honig angelockt, war schließlich so betrunken, dass er fortgeschafft werden konnte.

Nachweislich entstand der Bärenfang im 15. Jahrhundert in ostpreußischen Haushalten. In manchen Teilen Ostpreußens wurde der Bärenfang auch als „Petzfang“ (Meister Petz ist in der deutschen Sprache das Synonym für Bär) oder „Meschkinnes“ (meškinis, von meška, litauisch f. Bär) bezeichnet.

Der „ostpreußische Bärenfang“ als Nationalgetränk fand auch Eingang in zahlreiche in ostpreußischer Mundart verfasste Lieder und Gedichte wie z.B. das Bärenfang-Gedicht von Heinz Harnack.

Seit 1945 verbreitete sich diese einst ostpreußische Spirituosenspezialität durch die nach Deutschland geflohenen Hersteller weltweit.

Das Recht, dass diese nach Deutschland geflohenen Hersteller die Bezeichnung „Ostpreußischer Bärenfang“ weiterhin ausschließlich verwenden dürfen und eine geschützte geografische Herkunftsangabe für diese deutschen Produzenten ist, wurde in einigen bilateralen Abkommen der Bundesrepublik Deutschland mit anderen Staaten aus den 1960-er Jahren ausdrücklich anerkannt, u.a. von der Schweiz, Frankreich, Griechenland und Spanien.

Durch den Export des ostpreußischen Bärenfangs in andere Staaten, vornehmlich in Staaten des englischen Sprachraumes hat sich auch die Schreibweise „Baerenfang“ (mit Umlaut) eingebürgert.

Es gibt viele geschichtliche Belege, Abhandlungen und Schriftstücke, die unterstreichen, dass "Ostpreußischer Bärenfang" das alkoholische Nationalgetränk in Ostpreußen war. Gibt man in Internetsuchmaschinen das Stichwort "Ostpreußischer Bärenfang" ein, stellt man fest, dass viele Erzeugnisse auch im Online-Handel angeboten werden.