Cachaça – Wirtschaftsdaten und Geschichte
Cachaça gilt selbst in seiner Heimat überwiegend als Schnaps der armen Leute. Gängige alternative Bezeichnungen in Brasilien sind Cana, Caninha oder Pinga. Letzteres ist abwertend gemeint und bedeutet so viel wie „Fusel“. Nicht gerade ein Ruhmesblatt für den Cachaça, dessen Name der alten iberischen Sprache entstammt. „Cachaza“ wurde der Bodensatz des Weines genannt. „Cachaça“ wird aber auch die Oberschale von Wildschweinen genannt. Deren Fleisch war so zäh, dass es vor der Zubereitung in Rum eingelegt wurde. Auch der erste Schaum, der bei der Erhitzung von Zuckerrohrsaft aufsteigt, wird Cachaça genannt.
Wirtschaftsdaten rund um den Cachaça
Das Instituto Brasileiro da Cachaça schätzte im Jahr 2006, dass es bis 40.000 Brennereien im Land gibt, von denen allerdings nur 2.000 Betriebe ordnungsgemäß beim Ministerium für Landwirtschaft registriert sind.
Die gesamte Produktionsmenge wird auf 800 Millionen Liter geschätzt. Im Jahr 2023 sind 9,2 Millionen Liter in den Export gegangen. Die Exportquote von Cachaça liegt seit Jahrzehnten zwischen 1 % und 2 % der gesamten Produktionsmenge und spielt damit eigentlich keine große Rolle.
Nach Deutschland entfielen 2022 etwa 6,4 % des brasilianischen Cachaça-Exports. Der Unterschied zur Statistik des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure e.V. ergibt sich dadurch, dass dieser in seiner Statistik nur die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel erfasst hat.
Weitere marginale Differenzen entstehen durch den Zwischenhandel, durch den der nach Deutschland exportierte Cachaça in Drittländer (v.a. Österreich, Dänemark) exportiert wird.
Länder mit den höchsten Importmengen im Jahr 2023
Land | Wert (in €) |
---|---|
Vereinigte Staaten | € 2.944.292 |
Italien | € 1.748.267 |
Portugal | € 1.746.674 |
Deutschland | € 1.364.702 |
Paraguay | € 1.354.521 |
Aus der Ausfuhrstatistik wird die Bedeutung des deutschen Exportmarktes für den Cachaça deutlich. Etwas überraschend ist die Bedeutung von Paraguay, das mit einer Einwohnerzahl von weniger als 7 Millionen mengenmäßig der zweitgrößte Exportmarkt für Cachaça ist. Offensichtlich trinken die Paraguayer etwa zehnmal so viel Cachaça wie der durchschnittliche Deutsche.
Für Experten wenig überraschend, ist die Sparmentalität der Deutschen in Bezug auf Lebensmittel auch beim Cachaça spürbar. Während die Südeuropäer gut 2,00 US-Dollar für den Liter Cachaça in Brasilien lassen, importieren die Deutschen den Cachaça im Durchschnitt für wenig mehr als 1,00 US-Dollar und werden damit nur noch von Paraguay getoppt. Ein Rückschluss auf die Qualität der importierten Destillate lässt daraus aber nicht ziehen.
Der Spirituosenmarkt in Brasilien wird nach wie vor vom Nationalgetränk Cachaça in einem Umfang geprägt, den kaum ein anderes Getränk in seiner Heimat erreicht. Zwischen 2006 und 2011 ist der Spirituosenmarkt in Brasilien wertmäßig um mehr als 20 % gestiegen, während die konsumierte Menge im gleichen Zeitraum um 18 % geschrumpft ist. Eine Entwicklung hin zu mehr Qualität, wie sie auch in vielen anderen Märkten beobachtet werden konnte.
Auch wenn der Cachaça im Zeitraum von 2006 bis 2011 durchaus ein paar Federn lassen musste, ist er mit einem wertmäßigen Anteil von 82 % am gesamten brasilianischen Spirituosenkonsum der unangefochtene Platzhirsch. Im Vergleichszeitraum 2000 bis 2005 lag der Marktanteil von Cachaça noch bei 87 %.
Marktanteile der Hersteller
Die folgende Tabelle zeigt die fünf wichtigsten Hersteller von Cachaça nach ihrem Marktanteil in Bezug auf die Produktionsmenge über die Jahre 2008 bis 2011.
Die Marke Cachaça 51 wurde 1959 von Guilherme Müller Filho in Pirassununga gegründet. Die Marke hat in den 1980er Jahren zunächst den heimischen Markt erobert und hat erst in den 1990er Jahren mit dem Export von Cachaça begonnen.
Die fünf wichtigsten Hersteller
Marke | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 |
---|---|---|---|---|
Pirassununga Cachaça 51 | 15,5 | 14,5 | 14,8 | 14,9 |
Pitú | 6,7 | 7,2 | 7,5 | 7,8 |
Velho Barreiro | 5,2 | 5,7 | 6,0 | 6,2 |
Caninha de Roça | 4,3 | 4,6 | 4,8 | 4,7 |
Ypióca | 1,3 | 1,3 | 1,4 | 1,4 |
Alle anderen Cachaça-Marken haben einen Marktanteil von jeweils weniger als 1 %. Zwar beherrschen die fünf großen Marken immerhin ein Drittel des Marktes, doch ist die Vielfalt an Cachaça-Marken immer noch ausgesprochen groß.
Allerdings gehören auch von den kleinen Marken noch einige zu den großen Konzernen von Indústrias Muller (Cachaça 51) und Pitú, welche kumuliert über alle Marken einen Marktanteil von knapp 40 % (Indústrias Muller) bzw. 14 % (Pitú) erreichen.
In Deutschland liegt die Marke „Pitú“ mit einem wertmäßigen Marktanteil von 56 % unter den Cachaça-Marken unangefochten an der Spitze. Die Marke „CanaRio“ folgt mit einem wertmäßigen Marktanteil von 14 % auf Platz 2.
Bedeutung der Bundesstaaten
Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, in welchen Bundesstaaten Brasiliens die Cachaça-Produktion einen Schwerpunkt bildet. Außer in dem nordwestlichen Bundesstaat Roraima wird in jedem anderen mindestens eine Cachaça-Marke destilliert.
Die erteilung der Cachaça-Marken ist in der nebenstehenden Abbildung visualisiert.
Bundesstaaten mit der Anzahl an Cachaça-Marken
Bundesstaat | Marken | Bundesstaat | Marken | |
---|---|---|---|---|
Minas Gerais | 1587 | Rio Grande do Norte | 25 | |
Sao Paulo | 676 | Piaui | 16 | |
Rio Grande do Sul | 343 | Mato Grosso do Sul | 15 | |
Rio de Janeiro | 244 | Acre | 11 | |
Santa Catarina | 238 | Maranhão | 11 | |
Espírito Santo | 222 | Sergipe | 11 | |
Ceará | 169 | Pará | 7 | |
Pernambuco | 130 | Rondônia | 7 | |
Paraná | 105 | Tocantins | 5 | |
Goiás | 90 | Amapá | 1 | |
Paraiba | 85 | Amazonas | 1 | |
Bahia | 54 | Distrito Federal do Brasil | 1 | |
Alagoas | 37 | Roraima | 0 | |
Mato Grosso | 33 |
Die Importe nach Deutschland stammen überwiegend aus den Bundesstaaten Pernambuco (Pitú), São Paulo (Cachaça 51, Velho Barreiro) und Rio de Janeiro (CanaRio).
Ursprung des 2008 nach Deutschland importierten Cachaça
Die Geschichte des Cachaça
Die Geschichte des Cachaça ist – wie die des Rums – eng mit der Kolonisation verbunden. Anders als vielfach vermutet, ist das Zuckerrohr keine in der Karibik beheimatete Pflanze, sondern wurde von den Konquistadoren in die Neue Welt eingeführt.
Die erste Zuckerrohr-Plantage im heutigen Brasilien soll der Holzhändler Fernão de Noronha auf der nach ihm benannten Insel bereits im Jahr 1504 angelegt haben. Die erste Zuckerfabrik wurde 1516 unter der Leitung von Pedro Capico an der Küste der Insel Itamaracá errichtet.
Zwischen den Jahren 1516 und 1532 wurde die erste Destillerie im heutigen Brasilien errichtet. Wo genau, lässt sich nicht mehr nachvollziehen – doch vermutlich befand sie sich in unmittelbarer Nähe zu einer der Zuckerfabriken entlang der Küste.
Im Jahr 1584 sollen bereits acht Brennereien in Brasilien existiert haben. Bis dahin hatten die Siedler bestenfalls aus Portugal importierten Portwein oder Tresterbrand und im schlechtesten Fall das sogenannte Maniok-Bier der Einheimischen als alkoholische Getränke zur Verfügung.
Auch der „Aguardiente“ oder „Taffia“ genannte Brand aus der Zuckerrohr-Melasse galt als Verwertung von Abfällen der Zuckerherstellung und war als Getränk für die Sklaven oder sogar als Währung im Tausch gegen Sklaven vorgesehen.
Mitte des 18. Jahrhunderts setzte sich eine Trennung zwischen Zuckerproduktion und Brennereien durch. Das Interesse an der Produktion von gutem Rum wuchs, es wurden neue Brennkolben eingeführt und die Qualität der Ausgangsstoffe wurde genauer überwacht.
So kam es, dass anstelle der Melasse als Rest aus der Zuckerproduktion der frisch gepresste Zuckerrohrsaft einer Fermentation unterzogen wurde. Damit war der moderne Cachaça geboren, dessen Name noch bis in die jüngste Geschichte negativ behaftet ist.
Die Assoziation als Getränk der Sklaven und Armen wirft noch heute ihren Schatten auf das Getränk – hat aber auch zur Identifikation vieler Brasilianer mit ihrem Nationalgetränk beigetragen. Bei Familienfeiern und religiösen Festen, z. B. in Form des Quentão (eine Art Glühwein), kommt dem Cachaça eine große kulturelle Bedeutung zu.
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