Limoncello – Wahrheit und Irrtum rund um den Zitronenlikör


Limoncello kommt aus Italien? Ein Irrtum – und wir werden auch erklären warum. Rund um den zitrus-frischen Likör-Klassiker gibt es viel Klärungsbedarf. Wir räumen mit einigen Missverständnissen auf, geben Serviervorschläge und erklären die Herstellung durch die Destillerie sowie die Zubereitung in der eigenen Küche Schritt für Schritt.

Kommt Limoncello immer aus Italien?

Limoncello kann überall auf der Welt produziert werden, denn anders als beim Jagertee aus Österreich, dem Ouzo aus Griechenland oder dem Irish Cream Likör aus Irland genießt der Limoncello keinen Schutz im Sinne einer geographischen Herkunftsangabe. Natürlich stammt der meiste Limoncello aus Italien und es sind auch die Italiener, die Limoncello am liebsten trinken, aber selbst in Schweden und den USA werden Zitronenliköre hergestellt und als Limoncello verkauft. Doch die Qualität dieser Liköre reicht nur selten an die der italienischen Originale heran. Grund dafür sind die Rohstoffe in Form von Zitronen und die Erfahrung bei der Produktion. Denn nirgendwo auf der Welt wachsen Zitronen unter den gleichen Bedingungen wie im Süden Italiens. Und an keinem anderen Ort der Welt wird Limoncello schon so lange produziert.

Aus welcher Region stammt der Limoncello üblicherweise?

Der Limocello stammt ursprünglich aus dem Süden Italiens. Insbesondere der Golf von Neapel, die Halbinsel Sorrent und die Amalfi-Küste sowie die Inseln Capri, Ischia und Procida gelten als die bekanntesten Anbaugebiete. In dieser Region wachsen die Zitronen unter optimalen Bedingungen heran. Der heiße trockene Sommer sorgt für eine starke Konzentration an ätherischen Ölen in der Schale. Der Limoncello wird aber auch in vielen anderen Regionen Italiens produziert, u.a. in den Abruzzen, Basilikata, Apulien, Sizilien und Sardinien, aber auch an der französischen Côte d’Azur und sogar auf Malta. Im Norden Italiens wird der Likör ganz ähnlich hergestellt, dort aber für gewöhnlich als Limoncino bezeichnet.

Limoncello und Limoncino – was sind die Unterschiede?

Manche meinen, der Unterschied zwischen Limoncello und Limoncino läge nur in der Herkunft. In Norditalien verwendet man das Wort Limoncino synonym zum Begriff Limoncello im südlichen Italien. Das mag zwar landläufig so richtig sein, die Fakten sprechen aber eine andere Sprache. Einige Destillerien haben sich die Bezeichnung „Limoncello“ bzw. „Limoncino“ im Zusammenhang mit dem Namen der Brennerei durch eine Markeneintragung schützen lassen. Diese Eintragungen haben wir in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

Wortmarke

Tag der Eintragung

Inhaber

Dirkers Limoncello

04.02.2014

Arno-Josef Dirker, 63776 Mömbris, Deutschland

LIMONCELLO LIBERTY

15.05.2013

POLINI GROUP SRL, 17469, Vilamalla Girona, Spanien

LIMONCELLO PREMIUM

10.07.2016

DESTILERIAS CAMPENY, S.A., 08320, Masnou (Barcelona), Spanien

Limoncello Riviera del Sole

11.03.2009

GNR S.r.l., 20136, Milano, Italien (Lombardei)

LUXARDO Limoncello LIQUEUR

13.12.2007

Luxardo S.p.A., 35038, Torreglia (PD), Italien (Padua)

 

 

 

Limoncello della Costiera Amalfitana

28.09.2005

SHAKER SRL, 84019, Vietri sul Mare, Italien (Golf von Salerno)

Limoncello di Capri

28.09.2010

LIMONCELLO DI CAPRI S.R.L., 80073, CAPRI (NA), Italien (Golf von Neapel)

LIMONCELLO D'AUTORE

04.04.2011

VILLA MASSA SRL, 80063, Napoli, Italien (Golf von Neapel)

Limoncello BELTION

25.01.2012

MERAK SPIRITS & DRINKS S.R.L., 70017, Putignano (BA), Italien (Apulien)

 

 

 

LIMONCINO A BASE DI GRAPPA

13.12.2007

Bottega, Sandro, 31014, Colle Umberto (TV), Italien (Venetien)

LIMONCINO DELL'ISOLA

13.12.2016

DISTILLERIA F.LLI CAFFO S.R.L., 89844, Limbadi (VV), Italien (Kalabrien)

 

Der Markenname „Limoncello“ wurde insgesamt von neun Unternehmen eingetragen, der Name „Limoncino“ nur von zwei. Während drei Unternehmen ihren Sitz in Deutschland bzw. Spanien haben, befinden sich zwei Hersteller von Limoncello im Norden Italiens und nur vier Unternehmen haben ihre Brennerei in der klassischen Heimat des Limoncello. Beim „Limoncino“ bietet sich ein ähnliches Bild. Während die Brennerei Bottega in Colle Umberto (Venetien) ihren Limoncino erwartungsgemäß in Norditalien produziert, macht die Brennerei Caffo diese Regel mit dem Limoncino dell’Isola sogleich zunichte. Obwohl die Destillerie in Kalabrien und damit in der klassischen Limoncello-Region liegt, wird der Zitronenlikör als Limoncino etikettiert.

Neben den eingetragenen Marken gibt es noch eine große Anzahl von Brennereien ohne Markeneintragung, die ebenfalls Limoncello im Sortiment führen. Mit Zanin, Toschi und Gagliano seien nur einige Beispiele aus dem Norden Italiens genannt. Die Behauptung, dass Limoncello aus dem Süden Italiens stammt und Limoncino aus dem Norden, ist also offensichtlich falsch.

Wird Limoncino mit Grappa hergestellt?

Gelegentlich findet sich der Hinweis, dass der Limoncino auf Basis von Grappa hergestellt wird. Zumindest die Destillerie Bottega führt einen entsprechenden Limoncino im Sortiment. Diese Vorstellung ist wohl davon abgeleitet, dass der Limoncino traditionell aus dem Norden Italiens stammen soll und damit aus einer Region mit zahlreichen Herstellern von Grappa. Gesetzlich besteht aber keinerlei Verpflichtung, einen Limoncino auf Basis von Grappa zu produzieren. Faktisch kann der Limoncino mit jedem beliebigen Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs angesetzt werden und praktisch wird dies von den allermeisten Herstellern auch getan. In der Regel wird der Ursprung des Neutralalkohols, in dem die Zitronenschalen mazeriert werden, weder vom Limoncello- noch vom Limoncino-Hersteller genannt.

Wieviel Natur steckt im Limoncello?

Zugegeben, die Farbe, das Aroma und der Geschmack des Limoncello wirken sehr intensiv und somit nicht gerade natürlich. Doch dieser erste Eindruck ist häufig völlig unbegründet. Zwar sind die Deklarationspflichten der Hersteller von Spirituosen nicht besonders umfangreich und häufig wird die genaue Rezeptur zum alten Familiengeheimnis stilisiert, doch zumindest einige Zusätze wie Farbstoffe müssen gekennzeichnet werden. Auf der anderen Seite werben einige Hersteller mit 100% natürlichen Zutaten und schließen damit jede Zugabe von synthetischen Aromen und Farbstoffen aus. Dem interessierten Laien bleibt also nichts weiter übrig, als auf den Angaben der Hersteller zu vertrauen bzw. aus deren Nicht-Angaben in Bezug auf das Produkt eigene Schlüsse zu ziehen. Limoncello kann man auch ohne viel Aufwand selbst zubereiten, ohne dabei auf künstliche Aromen und Farbstoffe angewiesen zu sein. Freilich unterscheidet sich die industrielle Produktion von der heimischen Küchenkreation in einigen Punkten. Von den hygienischen Anforderungen über die Konservierung bis zum Transport unterliegt der industriell gefertigte Limoncello wesentlich schwierigeren Bedingungen als ein selbst Angesetzter. Moderne Industrieanlagen garantieren eine gleichbleibende Limoncello-Qualität auf hohem Niveau und ermöglichen vergleichsweise günstige Preise. Vom romantischen Bild einer kleinen, schummrigen Likörfabrik, in der die Zitronen von Hand geschält und der Alkohol-Sud mit dem großen Holzlöffel gewendet wird, muss man sich bei Preisen von weniger als 20 Euro je Flasche allerdings verabschieden.

Weiterführende Infos:

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