Ouzo - Die griechischen Geheimnisse der Herstellung
Ouzo ist zweifellos die bekannteste griechische Spirituose. Doch was ist das griechische Geheimnis hinter dem Ouzo?
Ouzo ist zweifellos die bekannteste griechische Spirituose. Auch wenn der Anis-Schnaps in der gehobenen Barkultur praktisch keine Rolle spielt, ist seine Bedeutung in der Gastronomie nicht zu unterschätzen. Die griechische Küche hat sich weit über das Mittelmeer hinaus einen exzellenten Ruf erarbeitet. Kein Wunder, dass entsprechend auch der Ouzo in Nord- und Westeuropa gerne getrunken wird. In den USA und Kanada existiert ohnehin eine große griechische Exil-Gemeinde, die dem Anis-Schnaps aus der Heimat gerne zuspricht. Doch was ist das griechische Geheimnis hinter dem Ouzo?
Der Ouzo aus Griechenland ist eine vergleichsweise junge Spirituose, die erst vor etwa 100 Jahren zum Nationalgetränk der Griechen wurde. Auslöser war der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei, der zwischen den beiden Staaten als Fortsetzung des Ersten Weltkrieges ausgetragen wurde. Als Folge des Konfliktes kam es im September 1922 zu einer großen Fluchtbewegung von ethnischen Griechen aus Kleinasien, die die Tradition der Ouzo-Herstellung in das Gebiet des heutigen Griechenlands mitbrachten. Der Weg zum griechischen Nationalgetränk war geebnet.
Die verhängnisvolle Geschichte des Ouzo
Eigentlich ist das griechische Nationalgetränk Ouzo ein Flüchtling. Hintergrund ist die sogenannte „Kleinasiatische Katastrophe“, die sich im September 1922 ereignete. Die im Anschluss an den Ersten Weltkrieg mit Waffengewalt ausgetragene Auseinandersetzung zwischen Griechenland und der Türkei gipfelte in einer Zwangsumsiedlung von rund 1,2 Millionen Griechen aus Anatolien und 400.000 türkischen Muslimen aus Griechenland. Diese Zwangsumsiedlung vollzog sich zwischen Herbst 1922 und Sommer 1923. Danach waren gut 25 % der griechischen Einwohner Flüchtlinge aus Anatolien. Damit endete die gut 2.500 Jahre alte Geschichte des Griechentums in Kleinasien. Die Folgen dieses Konflikts sind bis heute spürbar, etwa in der politischen Teilung Zyperns.
Mit den geflüchteten Griechen gelangte auch das Wissen über die Herstellung von Ouzo nach Griechenland. Nach Deutschland kam der Ouzo mit den zahlreichen griechischen Gastarbeitern, die Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren nach Deutschland kamen. Viele Gastarbeiter holten ihre Familien nach oder machten sich in der Gastronomie selbstständig. Und was wäre ein griechisches Restaurant ohne den traditionellen Ouzo nach dem Essen?
Der etwas unklare Ursprung des Ouzo
Der genaue Ursprung des Ouzos lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. Sicher ist, dass der türkische Raki eng mit dem Ouzo verwandt ist und vermutlich sogar direkt von diesem abstammt. Raki ist ein Destillat, das ursprünglich aus Indien stammt und mit Rosinen, Sultaninen, Anis und anderen Samen und Früchten hergestellt wird. Das Gebiet des heutigen Griechenlands stand bis zur Unabhängigkeit Griechenlands (1830) unter osmanischer Herrschaft. Mit den Osmanen kam das Wissen über die Destillation ins Land – und damit auch die Tradition, Anis-Spirituosen herzustellen.
Während Raki traditionell auf Rosinen- oder Sultaninenwein basiert, war Ouzo ursprünglich ein Tresterbrand aus Weintrauben, ähnlich dem heutigen Tsipouro. Die Geburtsstunde des Ouzos als eigenständiges Getränk dürfte um das Jahr 1850 zu finden sein.
Woher hat der Ouzo seinen Namen?
Über den Ursprung des Namens gibt es mehrere Theorien:
- Möglicherweise stammt die Bezeichnung vom türkischen Wort „Üzüm“, das „Trauben“ oder „Traubensud“ bedeutet.
- Eine andere Legende besagt, dass Kisten mit Anisschnaps für den Export mit „Uso di…“ (für den Gebrauch in…) bedruckt wurden. Besonders hochwertige Ware wurde angeblich nach Marseille verschifft, sodass sich die Beschriftung „Uso di Marsiglia“ (für den Gebrauch in Marseille) etablierte. Daraus habe sich der Name „Ouzo“ entwickelt.
Egal, welche Theorie man bevorzugt: Der Name Ouzo ist heute weltweit ein Synonym für die typisch griechische Anis-Spirituose.
Aus was wird Ouzo hergestellt?
Ursprünglich wurde Ouzo als Tresterbrand aus Weintrauben hergestellt. Heute wird er meist aus Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs produziert. Der Herstellungsprozess umfasst:
- Mazeration: Anis, Fenchel und weitere Gewürze werden in Alkohol eingelegt.
- Destillation: Der aromatisierte Alkohol wird destilliert, oft in traditionellen Kupferbrennblasen.
- Lagerung: Hochwertige Ouzo-Sorten werden teils in Holzfässern gelagert.
- Verdünnung und Süßung: Der Alkoholgehalt wird auf Trinkstärke (mindestens 37,5 % vol.) reduziert, teilweise wird eine leichte Süßung vorgenommen (max. 50 g Zucker pro Liter).
- Abfüllung: Der fertige Ouzo wird in Flaschen abgefüllt und für den Verkauf vorbereitet.
Wichtig ist, dass der Anisgeschmack immer vordergründig bleibt – das ist gesetzlich vorgeschrieben.

Wie kam der Ouzo nach Deutschland?
Der Ouzo gelangte auf zwei Wegen nach Deutschland:
- Durch griechische Gastarbeiter: In den 1960er-Jahren brachte die große Einwanderungswelle griechische Restaurants mit sich. In nahezu jedem griechischen Restaurant wurde nach dem Essen ein Ouzo serviert – eine Tradition, die bis heute besteht.
- Durch den Tourismus: Seit den 1970er-Jahren sind Griechenland und seine Inseln beliebte Reiseziele für Deutsche. Viele Urlauber entdeckten den Ouzo vor Ort und brachten ihn als Souvenir mit nach Hause. Dies trug zur wachsenden Beliebtheit des Ouzo in Deutschland bei.
Heute gehört Ouzo zu den meistverkauften ausländischen Spirituosen in Deutschland.